von: Urs Heinz Aerni
18. Juni 2016

Der Bauboom verlangt Fachnachwuchs

In der Schweiz werden nicht nur Tunnels gebaut, sondern ganze neue Stadtviertel. Die HF Technikerschule Juventus in Zürich bietet im Bereich Architektur neue Ausbildungskurse an. Wir stellten Fragen.

© HF Technikerschule Zürich

Nach den Sommerferien startet die Juventus Technikerschule HF Zürich den Lehrgang HF Bauplanung mit Vertiefung Architektur. Studiengangleiter Marc Meyer erklärt im Interview, wieso dieses Diplom auf dem heutigen Arbeitsmarkt besonders aktuell ist.

Urs Heinz Aerni: Wenn wir uns einmal umsehen, stellen wir viele Baustellen in der Stadt Zürich fest. Wie sehen Sie den Bedarf an Fachleuten?
Marc Meyer: Der Bauboom in der Region Zürich ist tatsächlich ungebrochen. Deshalb werden auch nach wie vor viele Fachleute gesucht, die über eine gute Kenntnis der lokalen Gegebenheiten verfügen. Ganz speziell fehlen Fachkräfte in der Ausführungsplanung – also genau da, wo unser Lehrgang seinen Schwerpunkt hat.

Was ist das Besondere an diesem Lehrgang?
Möglicherweise sind die Studierenden überrascht, wie praxisnah das Curriculum aufgebaut ist. In der Fachausbildung arbeiten wir vorwiegend mit sogenannten «case studies», also Fallbeispielen aus der Praxis, die wir interdisziplinär bearbeiten.

Quasi eine Simulation?
Ja, genau. Eine kontrollierte «Simulation» von Aufgaben, die in einem Architekturbüro anfallen. Uns ist wichtig, dass die Studierenden die Komplexität des Bauens möglichst direkt erfahren können. Die Absolvierenden sollen nach der Ausbildung als gleichberechtigte Partnerinnen und Partner in den verschiedenen Planungsprozessen anerkannt und geschätzt werden.

Wie sieht es mit Veränderungen in der Baubranche aus?
Überraschenderweise verändern sich die Arbeitsweisen im der Architektur gar nicht so häufig, wie man von aussen vielleicht denken könnte. Das hat wohl damit zu tun, dass das Bauen und das damit verbundene Wohnen etwas sehr Existenzielles für uns ist. Wir sind im Haus zuhause. Natürlich ist es jedoch essenziell, jegliche Tendenz zur Veränderung direkt in den Unterricht aufzunehmen.

Wie garantieren Sie diese Aktualität im Lehrgang?
Diese ist per Definition gegeben, da alle unsere Dozierenden aus der Praxis stammen. Die Fragen, die sie sich selbst im Büroalltag stellen sind somit auch die, die sie unseren Studierenden stellen. So sind unsere Unterrichtsmaterialien immer auf dem aktuellsten Stand.

Apropos Materialien… Welches Baumaterial präferieren Sie? Holz, Kunststoff oder Stein?
Kunststoff fällt als erstes raus, ganz klar. Bauteile aus Kunststoff sind nur da einzusetzen, wo sie unbedingt notwendig sind. Für mich persönlich kommt an erster Stelle der Stein. Städte werden aus Stein gebaut, Holz wird vorwiegend auf dem Land verwendet.

Zurück zum Lehrgang: Mit welchen Voraussetzungen sollten sich Interessierte anmelden?
In erster Linie richtet sich unser Angebot natürlich an Zeichnerinnen und Zeichner EFZ Fachrichtung Architektur. Aber auch «Quereinsteigende» sind willkommen! Wichtig ist einfach, dass sie möglichst viel praktische Berufserfahrung mitbringen. Wir sehen unseren Studiengang ganz klar als «Höhere Fachschule», wonach unsere Absolvierenden in ihren Arbeitsfeldern Projektverantwortung übernehmen können sollen. Das Qualitätssiegel «Techniker/in HF Architektur» soll bei allen potentiellen Arbeitgebern vertraut und anerkannt sein.

Alle Eckdaten zum Lehrgang finden Sie auf der Angebotsseite HF Architektur.

Haben Sie weitere Fragen?
Claudio Cordenons
043 268 25 09
info@technikerschule-hf.ch

Marc Meyer (Prof. Dipl. Arch. FH SIA SWB) ist selbstständiger Architekt, langjähriger Dozent an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW und Projektleiter beim Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Zürich. Er wird ab September 2016 den HF Studiengang Bauplanung Vertiefungsrichtung Architektur leiten.