von: Charlotte Frey
2. Juni 2021
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Es gibt viele Personen, an welche ich meinen ehrlichen und herzlichen Dank ausrichten möchte. Zuallererst wären da meine vier Interviewpartner, welche mich tatkräftig bei der Datensammlung unterstützt haben: (Alle Namen entfernt). Die Geduld und Kompetenz, mit welcher die eben erwähnten Interviewpartner meine Fragen beantwortet haben, waren ein Privileg für mich. Nicht zu vergessen ist (Name entfernt): Ihm möchte ich dafür danken, dass er mir bei meiner Arbeit einerseits die Essenz vom Sprichwort «weniger ist mehr» etwas nähergebracht hat und andrerseits stets viel Freiheit gelassen hat. Unsere Diskussionen haben mir immer neue und interessante Ansätze für das Gelingen meiner Arbeit erbracht.
Bei der mentalen Unterstützung möchte ich mich bei meiner Familie und meinen Freunden bedanken. Ohne all diese Menschen wäre meine Arbeit nie so zustande gekommen, wie man sie gerade hier und jetzt vorfindet.
“One thing about eBooks that most people haven’t thought much is that eBooks are the very first thing that we’re all able to have as much as we want other than air. Think about that for a moment and you realize we are in the right job.” [1]
Dieses Zitat des eBook-Erfinders Michael Stern Hart ist ein Ausdruck dafür, mit welchem Optimismus die Digitalisierung des Buches begrüsst wurde: Unlimitierte Möglichkeiten an Büchern und somit Wissen! Es klingt nach einem Traum.
Genau deshalb habe ich es mir in dieser Arbeit zur Aufgabe gemacht, diesen «Traum» ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Als Schülerin im 21. Jahrhundert stehen mir Lehrmittel immer entweder in analoger oder digitaler Form zur Verfügung. Die Digitalisierung lässt sich aus meinem Alltag wohl kaum wegdenken. Allgemein wird die Digitalisierung wie folgt definiert:
«Der Begriff Digitalisierung bezeichnet im Allgemeinen die Veränderungen von Prozessen, Objekten und Ereignissen, welche durch eine zunehmende Nutzung von digitalen Geräten erfolgt. Dies bedeutet im engeren Sinne die Erstellung digitaler Repräsentationen von physischen Objekten, von Ereignissen oder analogen Medien.» [2]
Doch trifft diese zunehmende Nutzung digitaler Geräte auch bei Büchern zu? Und wenn ja, wer kauft diese eBooks? Aus diesem Unwissen habe ich die unterhalb angefügten Fragestellungen formuliert. Die allgemeinen Fragestellungen werden durch den Einsatz digitaler Medien und dem Buch «Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft» von Joseph Weizenbaum geklärt. Die Hauptfragen in den Interviews werden an vier verschiedene Akteure aus dem Büchermarkt gestellt: Darunter befindet sich je ein Mitarbeiter des Buchverlags Diogenes, der Stadtbibliothek Aarau, dem Buchhandel Lüthy Balmer Stocker und dem Verlag Wolfbach.
Was ist die Digitalisierung, und welchen Einfluss hat sie auf die Präferenz von analogen bzw. digitalen Büchern?
Was für Geschehnisse bezüglich der Digitalisierung von Büchern sind aktuell im Gange? Welche Chancen und Gefahren bergen eBooks/analoge Bücher?
Wie verhält sich die Digitalisierung von Büchern in Bezug auf die Digitalisierung als Ganzes?
Welche zukünftigen Entwicklungen sind für die Präferenzen von E-Books/analogen Büchern zu erwarten?
Was sind allgemein die aktuellen Verkaufszahlen von eBooks und analogen Büchern? Welche Bücher der vier Genres sind als analoge/digitale Bücher beliebter?
Was für Präferenzen herrschen innerhalb der Geschlechter gegenüber den vier verschiedenen Genres bezüglich analogen/digitalen Büchern?
Was für Präferenzen herrschen innerhalb der Altersklassen gegenüber den vier verschiedenen Genres bezüglich analogen/digitalen Büchern?
Die erwähnten Interviewpartner bekommen alle die gleichen vier Hauptfragen gestellt, sodass später ein konkreter Vergleich zwischen den Antworten gezogen wird. Damit dieser Vergleich auch schlüssig ist, habe ich vier Bestseller ausgesucht, welche je ein Büchergenre repräsentieren. Nach diesen Büchern konnten sich die Interviewten richten:
(Tabelle entfernt)
Tab. 1: Genre, Buchtitel und Autor der verwendeten Bücher
Mit Hilfe der erwähnten Informationsquellen wird schlussendlich der Kontext zwischen dem eBook und der Digitalisierung als Ganzes betrachtet und ein Ausblick bezüglich der eBooks geschaffen.
Die Definition der Digitalisierung wurden schon im Abschnitt 1 auf Seite zwei betrachtet, allerdings muss ein bestimmter Aspekt davon noch genauer untersucht werden: Oft werden bei der Definition der Digitalisierung zwei Begriffe verwechselt; die Digitisierung und die Digitalisierung. Die Digitisierung wird definiert als die Konversion eines analogen Produkts in ein digitales Format und beinhaltet auch die Erfindungen, welche als Folge der Digitisierung entstehen. Die Digitalisierung hingegen ist definiert als die Innovation von Business-Modellen und -Prozessen, welche die gegebenen, digitalen Möglichkeiten ausnutzen. Die Digitalisierung ist also eine Folge der Digitisierung, da sie die daraus entstandenen Produkte nutzt und Modelle entwickelt.
[3]
Die Digitalisierung begann eigentlich damit, dass man Anfang der 1930er Jahre den Zahlen
«0» und «1» je eine neue Bedeutung zuwies: «0» wurde zu «Strom aus» und «1» stand von da an für «Strom an». Dieses System, welches unter dem Namen «Dualsystem» oder
«Binärcode» bekannt wurde, war der Startschuss für die Entwicklung des ersten frei programmierbaren Computers «Z1». Dieser konnte mit den erwähnten zwei Zahlen rechnen. Ab jenem Zeitpunkt wurden viele weitere Computer entwickelt, wie 1944 der «ENIAC» oder der «Zuse Z4». Diese wiesen schon einige Ähnlichkeiten zu unseren heutigen PCs auf. 1950 gab es dann den ersten kommerziellen Computer und 1977 entstand der erste erfolgreiche PC namens «Apple 2».
[4]
Heute bezieht sich der Begriff der Digitalisierung auf viel mehr als nur diese Computer: «Wir verstehen heute darunter einen gesellschaftlichen Prozess, der den massiven Einsatz von Digitaltechnologien in unserem Alltag beschreibt und der zu einem Wandel der Funktionsweise von Gesellschaft, Arbeit und Wirtschaft beiträgt.» [4] Dieser Prozess begann allerdings erst Ende des zwanzigsten Jahrhunderts mit der digitalen Revolution, auch
«Industrie 4.0» genannt, welche die letzte von insgesamt vier bisherigen industriellen Revolutionen darstellt. Die drei industriellen Revolutionen vorher waren für die Entwicklung
der maschinellen Produktion, der Fliessbandproduktion, des Taylorismus und die Erfindung des Mikroprozessors verantwortlich. Somit waren diese Revolutionen essenziell für die daraus folgende Dienstleistungsgesellschaft und Automatisierung der heutigen Digitalisierung.
[4,5]
Heute wird der Begriff der Digitalisierung vor allem durch Schlagworte wie «ICT», «Big Data» etc. geprägt. Dabei haben auch Begriffe wie «Clouds», «KI» und «Smartphones» Einzug gehalten. Die eben genannten Ausdrücke zeigen, dass mit der Digitalisierung eine digitale Transformation stattfindet. Diese wird als die Weiterentwicklung der erfundenen, digitalen Technologien definiert. Die Transformation beeinflusst auch unsere Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig, da sich daraus neue Gewohnheiten, Bedürfnisse und auch zusätzliche Geschäftsmodelle entwickeln.
[4,5,6]
Durch diese unterschiedlichen Einflussfaktoren, welche die Digitalisierung ausmachen, ist das Bestimmen ihres genauen Beginndatums kaum möglich: Man ist sich zwar einig, dass die Erfindung des Computers ein äusserst wichtiger Anfangsschritt war, allerdings hat sich der Begriff weiterentwickelt und bezieht sich nun auf viel mehr als nur technische Geräte. Auch jetzt, genau in diesem Augenblick, verändert sich der Begriff. Denn abgeschlossen ist die Digitalisierung noch lange nicht.
[4,5,6]
Als das Buch im fünften Jahrhundert nach Christus erfunden wurde, diente dies lediglich zum Festhalten von Informationen, welche man sich nur schwer merken konnte. Es wurden anfangs also nicht einfach merkbare Mythen oder Epen festgehalten: Die ersten Bücher waren beispielsweise Lagerlisten oder Geschäftsbücher. Diese wurden zu Beginn auf verschiedenen Materialien in mühseliger Handarbeit aufgeschrieben. Mit der Erfindung Gutenbergs, die Druckmaschine, wurde die Verbreitung der Bücher um einiges einfacher: Das Buch als Massenprodukt konnte nun schnell und vor allem billiger als zuvor verbreitet werden. Dadurch gibt es heute nur noch wenige Orte auf der Welt, in welchen das Buch keinen Einzug gehalten hat.
Mit der langjährigen Entwicklung und Verbreitung des Buches kamen diesem auch unterschiedlichste Bedeutungen zu, welche teilweise noch heute Relevanz haben:
Die Kirche, welche durch die Reformation und Luthers Schriften einen grossen Anteil an der Verbreitung des Buches hatte, wusste schon früh das Buch für ihre geistige Autorität als Sakralobjekt zu gebrauchen. Auch eine Menge Herrscher benutzten das Buch als Machtsymbol: Die zu Anfang der Buchzeit kostspieligen Werke sicherten ihnen bei ihren Besuchern hohes Ansehen, auch da sie somit ihr Wissen zur Schau stellen konnten. Die Bibel wurde im Mittelalter ebenfalls zur Erhaltung der staatlichen Macht missbraucht. Daher ist auch die Verbindung des Buches mit der Politik unbestreitbar. Insbesondere, wenn man beispielsweise die Ausnutzung dessen für Propagandazwecke zur Zeit des Nationalsozialismus betrachtet. Diese unterschiedlichen Aspekte sind, wie erwähnt, teilweise noch aktuell, wenn auch vermehrt in einem veränderten und kleineren Rahmen: Auch der heutige Bürger nutzt das Buch beispielsweise als Wohnaccessoire, um sein Prestige zu steigern. Es darf natürlich nicht vergessen werden, dass das Buch auch einfach zur Unterhaltung und Verbreitung von Wissen gedient hat und dies noch heute tut. Schliesslich konnte vor allem durch dieses Medium überhaupt ein Bildungsbürgertum entstehen.
Heutzutage wird auch vermehrt die Bedeutung emotionaler Bindungen zu Büchern betrachtet. Zuletzt soll noch erwähnt werden, dass die Kenntnis unterschiedlicher Menschen derselben Bücher zur gemeinsamen Kommunikation und folglich zur sozialen Integration dienen kann, wodurch das Buch auch soziologische Bedeutung hat.
Die weitläufigen Bedeutungen des Buches haben seine Wichtigkeit als kulturelles Leitmedium bis heute gestärkt. Der zukünftig sorgfältige und bewusste Umgang damit ist daher von enormem Belang.
Der Duden definiert heutzutage das analoge Buch als «größeres, gebundenes Druckwerk». [3]
Michael Stern Hart war 1971 erst ein Student, als er das allererste eBook kreierte. Dabei handelte es sich um eine Abschrift der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, um den Unabhängigkeitstag zu feiern. Diese teilte er auf dem Internet und schuf damit den Startschuss für das eBook: Hart wurde Gründer des Gutenberg-Projekts, die erste digitale Bibliothek. Im Jahr 2001 befanden sich in dieser Bibliothek 33´000 Werke in über 60 Sprachen. 1998 kamen für eBooks die ersten eBook Reader auf den Markt, das Rocket eBook und das Softbook.
[10,1]
Das eBook wurde schon bald nach seiner Erfindung in verschiedenen Dokumentformaten, wie als PDF oder HTML, erhältlich. Um eine einheitliche Plattform für alle erwähnten Dateiformate zu gewährleisten, wurde das Open eBook Forum (OeBF) erschaffen.
Mitgründer dieses Forums sind unter anderem Microsoft, Adobe und Palm. Im Framework der offiziellen Webseite des OeBF wird das eBook wie folgt definiert:
[10,11]
«Eine literarische Arbeit in Form eines digitalen Objekts, bestehend aus einem oder mehreren standardisierten eindeutigen Identifikatoren, Metadaten und einem monografischen Inhalt, das veröffentlicht und elektronisch abgerufen werden soll. Das E- Book ist daher eine elektronische Version des gedruckten Buches, dessen Lesegerät das herkömmliche Format replizieren soll, wobei offensichtlich eine Reihe von für das elektronische Format typischen Leistungen, insbesondere die Audio-Video-Dimension und die Links zugeordnet sind. Das Oxford-Wörterbuch der englischen Sprache definiert ein elektronisches Buch „eine elektronische Version eines gedruckten Buches“, jedoch kann ein elektronisches Buch auch ohne irgendein Papieräquivalent existieren.» [10]
Laut dieser Definition ist ein eBook nicht nur über eReader, sondern auch über Tablets, Smartphones und weitere elektronische Geräte erhältlich, welche über ein Display verfügen. Heute haben viele eBooks die Möglichkeit, durch Links ergänzt zu werden, wodurch sie zu einem sogenannten «Enhanced» oder «Enriched eBook» werden. Durch diesen direkten Zugang ins Internet bekommt ein Werk eine völlig neue Dimension. Die originalen Werkgrenzen werden überschritten: Inhalte können in Kontext mit anderen Werken gebracht werden, Unverständliches genaustens eruiert und erschlossen werden usw. Dadurch entsteht für den Rezipienten ein völlig neues Leseerlebnis. Denn nun steht hinter jedem literarischen Werk als eBook noch ein anderes Medium, das Internet.
[12]
Als in den 70er Jahren das eBook erfunden wurde, war Technik allgemein ein viel diskutiertes Thema: Apple brachte seine ersten Computer auf den Markt, die Spielkonsole wurde erfunden, und es gab auch viele Innovationen in der Autoindustrie. Mit der zunehmenden Bekanntheit und Beliebtheit dieser Produkte war es auch kein Wunder, dass deren Nachfrage in die Höhe schoss. Schliesslich kennt heute fast jedes Kind Apple.
[13]
Die Digitalisierung war also in dieser Zeit schon in vollem Gange und der Optimismus war gross. Für das eBook gab es folglich ebenfalls alle Hoffnung auf Erfolg. Die Bedeutung des Buches im Allgemeinen war den Innovatoren sicherlich nicht fremd: Man wusste sehr genau, welchen wirtschaftlichen Nutzen man aus der Digitisierung des schriftlichen Gutes ziehen konnte.
[14]
Zu Beginn ersehnte sich alle Welt «das Ende der gedruckten Bücher» [15] durch das eBook. Allerdings lässt sich heutzutage unschwer erkennen, das dem nicht so geworden ist: Der erhoffte Höhenflug des eBooks blieb aus. Laut Diogenes habe sich der durchschnittliche Branchenumsatz bei ca. zehn Prozent eingependelt. Einzig der Lockdown der Corona- Pandemie habe die Umsätze in letzter Zeit steigen lassen, allerdings könnten diese Zahlen im Moment noch nicht beziffert werden. Das bedeutet nicht, dass der Anteil von eBooks am gesamten Büchermarkt nicht steigt: Bis heute blieb einfach die explosionsartige Übernahme der eBooks über den Büchermarkt aus. Dabei muss beachtet werden, dass der erwähnte Branchendurchschnitt sich ausschließlich auf den deutschsprachigen Raum bezieht, denn in den USA sehen die Marktzahlen bezüglich eBooks etwas anders aus: Die digitalen Bücher weisen dort einen Marktanteil von ganzen dreissig Prozent auf. Dies liegt vor allem daran, dass Amazon einen viel grösseren Einfluss in den Staaten hat als in Europa: Der Marktgigant besitzt einen Anteil von 75 Prozent am ganzen Buchmarkt. Eventuelle Faktoren, weshalb dies so sein könnte, werden später noch angesprochen.
[15,16]
Ein eBook zu haben, birgt nicht nur für Menschen mit Sehschwächen Vorteile. Allgemein gibt es viele positive Aspekte, wofür es sich lohnt, ein eBook anzuschaffen:
Wie bereits erwähnt, haben eBooks Nutzen für sehbehinderte Leute, indem beispielsweise die Schriftgröße nach Belieben angepasst werden kann. Dies ist einer der vielen Eigenschaften von eBooks, welche individualisierbar sind. Daneben kommen noch Besonderheiten hinzu, wie ihre permanente und sofortige Verfügbarkeit, da das Produkt nicht ständig nachproduziert werden muss. Das Wegfallen der Produktion bedeutet ebenso
einen schnelleren Zugriff der Leser auf das lang erwartete Werk, wodurch auch neuster Lesestoff schon früh erhältlich ist. Zusätzlich hat ein eBook in Form eines Readers auch ein intelligentes Suchsystem, mit welchem eine bestimmte Textpassage ohne lange Suchzeit eingetippt und sogleich gefunden werden kann. Die Individualisierung kann sogar so weit gehen, dass man sich Passagen aus anderen Werken in ein Buch hineinkopieren oder einfach seine eigenen Notizen hinzufügen kann. Ein eBook Reader kann durch seine grosse Speicherkapazität zu einer mobilen Bibliothek werden, was es für Bücherwürmer einfacher macht, ihre Lieblinge auf Reisen mitzubringen. Die Liste von individuellen Vorteilen könnte man noch lange weiterführen. Allerdings bezieht sich meine Arbeit nicht ausschliesslich auf dieses Thema. Trotzdem soll noch ein Aspekt erwähnt werden, welcher schon im Abschnitt
2.2.2 auf Seite sieben angedeutet wurde: Neben dem eigentlichen Werk gibt es beim eBook konstant die Möglichkeit, auf das Internet zuzugreifen, damit Kontexte zu anderen Schriftstücken gefunden oder fremde Wörter nachgeschaut werden können.
[17]
Vor allem für die Wissenschaft birgt das eBook entscheidende Vorteile. Schon immer hatte das Publikationswesen im wissenschaftlichen Bereich Bedeutung, da immer neue Studien veröffentlicht werden. Mit den heutigen Mitteln und Möglichkeiten wird immer schneller und immer mehr publiziert. In dieser Hinsicht spricht man heute sogar von einer Informationsflut an wissenschaftlich relevantem Wissen. Zugleich ist auch ein Informationsmangel vorhanden: Die Fülle an ständig neuen Informationen kann nicht mehr vollständig auf Papier festgehalten werden, da diese Ressource begrenzt ist. Daher ist das Verlegen von wissenschaftlichen Publikationen auf eine elektronische Basis notwendig, wobei dies eine starke Kommunikation zwischen allen am Buchmarkt beteiligten Akteuren benötigt; der Bibliotheken, der Verlage und dem Buchhandel. eBooks bergen auch Chancen für «neue Formen der wissenschaftlichen Kommunikation» [18], insbesondere, wenn man die Möglichkeit der Zusammenarbeit über grosse Distanzen betrachtet, da Manuskripte nun nicht mehr per Post verschickt werden müssen.
[18]
eBooks vereinfachen ebenfalls die Veröffentlichung eines Schriftstückes: Sogenanntes “Self Publishing” gab es schon vor dem eBook. Dieser Begriff bedeutet, dass ein Autor sein Werk selbst veröffentlicht. Das beinhaltet das Drucken, die Verteilung und das Marketing des Buches, was ein erheblicher Mehraufwand für die Person bedeutet. Normalerweise übernimmt nämlich all dies ein Verlag. Trotzdem gibt das Self Publishing dem Autor den Vorteil, volle Kontrolle über die ganze Gestaltung bis hin zur Veröffentlichung seines Buches
zu übernehmen. Das eBook hilft bei diesem Prozess zusätzlich, da das Werk nun nicht einmal mehr gedruckt werden muss und die Veröffentlichung innerhalb von ein paar Minuten vonstatten gehen kann. Somit kann einiges an Kosten und Zeit gespart werden.
[19]
Was eBooks schon grundsätzlich von herkömmlichen, analogen Büchern unterscheidet, ist deren Beständigkeit. Daher werden eBooks als Mittel zur Archivierung und folglich auch zur Konservierung von Büchern genutzt: Die originalen, alten und teils fragilen Werke werden durch das eBook weniger physisch gebraucht und können länger in ihrem unbeschädigten Zustand bleiben. Mehrere digitale Kopien verhindern auch den generellen Verlust der Schriftstücke.
[20]
Wie schon in Abschnitt 2.2.2 auf Seite sieben erwähnt, braucht es für die Nutzung eines eBooks keinen eBook Reader. Voraussetzung ist lediglich, dass man über einen Internetanschluss und ein elektronisches Gerät, welches über ein Display verfügt und sich das jeweilige Format des eBooks aneignen kann, besitzt. Analoge Bücher sind meist teurer als ihre digitale Fassung und somit für manche Menschen mit wenigen finanziellen Mitteln ein schwerer erschwingliches Gut. Durch eBooks hat nun jeder die Möglichkeit, auch mit wenig Geld in der Tasche über eine grosse Menge an schriftlichen Informationen zu verfügen: Der Zugang zu bildenden Texten für eine breite Bevölkerungsschicht kann durch kostengünstige eBooks gewährleistet werden, wodurch eine Demokratisierung von Wissen stattfindet. Amateure, die sich durch besagte Mittel von ihrem Sessel aus akademisch bilden können, nennt man auch «Armchair Scholars».
[20]
Mit den erwähnten Chancen und Möglichkeiten von eBooks gibt es auch nennenswerte Nachteile. Insbesondere die eBook Reader haben noch Mängel, welche den Lesekomfort vermindern: Das schon erwähnte Rocket eBook reflektiert beispielsweise in der Sonne und ist als Gerät selbst hochempfindlich.
[17]
Die emotionale Bindung von Menschen zu ihren analogen Büchern aus Abschnitt 2.2.1 auf Seite sechs hat zur Folge, dass Leser nicht die gleiche Freude an eBooks empfinden wie an dessen analogen Vorgängern: Das physische Erlebnis ist einfach nicht das Gleiche bei einem eBook, gleiches Schriftstück hin oder her.
[9]
Neben den Mängeln, welche das eBook selbst aufweist, sind auch die Faktoren, die das eBook im Vergleich zum analogen Buch eben nicht aufweist, zu beachten:
Der Leser kann mit einem analogen Buch eine haptische Verknüpfung eingehen. Ein eBook har zwar ein Display, aber keine Seiten, keinen Einband und somit auch nicht den Aspekt, mit dem Leseerlebnis auch etwas für den Tastsinn zu bieten. Dabei belegen wissenschaftliche Forschungen, dass die Beteiligung des Tastsystems entscheidend für die menschliche Entwicklung von Bewusstseinsprozessen ist.
[22]
Dazu kommt, dass bei einem analogen Buch während dem Lesen eine chronologische Einordnung vollzogen werden kann: Zwar geben viele eBooks an, wie viel Prozent schon gelesen wurde, allerdings schätzen viele Leser auch die optische Nachprüfbarkeit dessen durch einen einfachen Blick auf das Buch von oben herab.
Die Gestaltung eines analogen Buches bietet ebenso einen ästhetischen Aspekt, welche sich laut (Name entfernt) aus dem Wolfbach Verlag viele Bibliophile nicht nehmen lassen wollen. Dazu hilft dieser Faktor dem Leser auch, sich daran zu erinnern, welcher Inhalt welchem Buch zugehörig ist. Ganz im Sinne von: «Ach stimmt, das ist ja ein Zitat aus dem Buch mit dem schönen, blauen Einband!»
Die folgenden Gefahren gegenüber der Öffentlichkeit beziehen sich vor allem auf eBooks, welche aus der Digitisierung analoger Bücher entstanden sind. Anders als bei eBooks ohne analogen Vorgänger hat also zu irgendeinem Zeitpunkt eine physische Version des Werks bestanden.
Die erwähnten Vorteile von eBooks haben auch einige Nachteile. So zum Beispiel die grosse Menge an Informationen, welche nun durch eBooks immer und überall zugänglich gemacht werden kann. Die schiere Datenflut kann dazu führen, dass man sich in all den digitalen Informationen verliert. Um dieses Problem zu lösen, werden momentan noch neue Lösungsansätze für digitale Sammelarchive gesucht.
Die erwähnten Sammelarchive haben aber ebenfalls Nachteile: Diese funktionieren über sogenannte «Metadatenschemata». Allerdings haben nicht alle Sammelarchive dieselben
Schemata, wodurch diese nicht miteinander kompatibel sind. Somit können die einzelnen eBooks nicht mehr in einem übergeordneten Such- und Sammelportal gefunden werden.
Genauso wie es viele unterschiedliche Metadatenschemata bei den Sammelarchiven gibt, hat es bei den eBooks selbst ebenfalls unterschiedliche Formate, so zum Beispiel PDF, JPEG oder TIFF. In Zukunft wird es voraussichtlich immer mehr neue Speicherformen an eBooks geben, welche nicht miteinander kompatibel sind. Folglich können alte digitisierte Werke verloren gehen, obwohl ursprünglich die Idee war, das analoge Werk durch die Digitisierung zu bewahren. Somit landet man trotz der Innovation zur Erhaltung des Werks eigentlich wieder beim Verlust dessen.
Vor allem bei Digitalisaten kann auch die Festplatte, auf welcher das eBook gespeichert wurde, veralten. Das heisst, dass nicht nur die Dateiformate, sondern auch dessen Dateiträger veralten und somit zum Verlust des Werks beitragen können.
Auch nicht unbeachtlich sind die aufzuwendenden Kosten, damit ein analoges Buch digitisiert werden kann: Des Öfteren werden Digitisierungsprojekte über Gelder von öffentlichen Mitteln finanziert. Diese Projekte sind meist zeitlich begrenzt, wodurch wieder die Möglichkeit besteht, dass die entstandenen Archive veralten, sofern sie nicht gewartet werden. Damit solche Projekte nach ihrem Ende weiter bestehen und verwendet werden können, braucht es andere Lösungen. Das wären beispielweise Digitisierung gegen Entgeld oder eine Public Private Partnership, wobei letzteres eine Zusammenarbeit von Gemeinwesen mit Privaten zur Erfüllung einer öffentlichen Aufgabe ist.
Fraglich bleibt die Bedeutung des Originals, welches digitisiert wurde: Welche Position nimmt das analoge Werk nun ein, wenn es nach der abgeschlossenen Digitisierung zurückbleibt?
Und was passiert mit den Institutionen, welche Originale zur Verfügung stellen, wenn sich all diese Werke auch online abrufen lassen? Vor allem Fachgeschäfte für Sondersammlungen könnten dadurch Schwierigkeiten der eigenen Erhaltung unterworfen sein. Es ist anzunehmen, dass die physisch existierenden Originale zusehends weniger genutzt werden.
eBooks an sich stellen natürlich auch eine Konkurrenz im Buchhandel zu den analogen Büchern dar: Allgemein ist ein Rückgang bei den Verkaufszahlen von analogen Büchern schon bemerkbar. Somit ist der zusätzliche Verlust an Kundschaft an die eBooks umso gravierender, unabhängig davon wie gross der effektive Anteil der eBooks am Büchermarkt ist. Wie sich eBooks zu den analogen Büchern im Büchermarkt wirklich verhalten, wird in einem späteren Abschnitt diskutiert.
Ein Szenario von Thomas E. Hecker, Bibliothekar für wissenschaftliche Bibliotheken, besagt, dass sogar die potenzielle Gefahr besteht, dass bei einer zukünftigen Ressourcenknappheit die digitalen Archive ohnehin zerfallen würden: In einer solchen Zeit läge nämlich der Fokus auf dem Überleben. Laut diesem Endszenario würden analoge Bücher somit eine nachhaltigere Möglichkeit zur effektiven Erhaltung von Wissen und Kultur darstellen. Die vermeintliche Prognose wurde allerdings schon stark kritisiert, da es sich dabei nicht um ein wissenschaftlich fundiertes Szenario handelt und es als sehr radikal eingestuft wird.
Laut dem Wolfbach Verlag (Name entfernt) gibt es Unsicherheiten bei den Autoren der eBooks: Die Tantiemen zu den verkauften Büchern werden in einem halbjährlichen Vertrag abgeschlossen. Allerdings existiert das Potenzial, dass die Datei des eBooks öfters verkauft wird, als die Autoren wissen. Denn es braucht, wie schon in Abschnitt 2.4.2 auf Seite neun erwähnt wurde, keine Nachproduktion der eBook-Datei. [30]
Die folgenden Informationen stammen aus mehreren Interviews mit verschiedenen Akteuren aus dem Büchermarkt. Dabei muss beachtet werden, dass die angegeben Zahlen und Fakten sich ausschließlich auf den Schweizer Buchmarkt beziehen, ausser es wird explizit etwas anderes erwähnt.
Im Allgemeinen existiert Technologie, um uns den Alltag zu erleichtern. Die Existenz dieser wäre nie zustande gekommen, hätte der Mensch sie nicht über lange Zeit geschaffen und vor allem weiterentwickelt. Diese Entwicklung ist ein enorm wichtiger Teil unserer eigenen Evolutionsgeschichte. Analog dazu verhält es sich mit der Digitalisierung: Wir haben sie geschaffen, damit sie uns hilft. Die heutige Definition der Digitalisierung (Abschnitt 2 auf Seite zwei) besagt allerdings, dass nicht nur wir sie beeinflussen: Die Digitalisierung selbst verändert auch uns und unsere Gesellschaft in verschiedenen Formen. Der Mensch steht somit im Mittelpunkt der Ereignisse, welche er in der Digitalisierung selbst bewirkt und die auch auf ihn einwirken. Ein solch grosser gesellschaftlicher Prozess braucht sorgfältiges Planen und Hinterfragen der dahinterliegenden Aktionen: Handelt man unvorsichtig, kann sich dies nicht nur auf die digitisierten Objekte auswirken, sondern auch auf den Digitisierer und Digitalisierer. Dies kann durch verschiedene Fachrichtungen, welche die Digitalisierung nutzen und untersuchen, bestätigt werden:
(Abbildung entfernt)
Abb. 1: Der Mensch im Mittelpunkt der Digitalisierung aus einer wirtschaftlichen Sichtweise
(Abbildung entfernt)
Abb. 2: Der Mensch im Mittelpunkt der Digitalisierung aus einer anthropologischen Sichtweise
Wenn sich der Mensch nun im Mittelpunkt der Digitalisierung befindet, so ist es von Vorteil herauszufinden, wer er ist: Wer ist Beeinflussender und wer Beeinflusster dieses Wandels? Um diese Frage nun auf das eBook zu beziehen: Wer nutzt eBooks?
Um im Buchhandel herauszufinden, wer der durchschnittliche Kunde ist, bedarf es einiger selbstständiger Forschung. Die folgenden Aussagen beziehen sich auf Antworten, welche durch den Austausch per Email mit jeweils einem Angestellten aus dem Buchverlag Diogenes, dem Buchhandel Lüthy Balmer Stocker, der Bibliothek der ETH Zürich und der Stadtbibliothek Aarau erhalten wurden.
Ein Unternehmen aus dem Buchhandel, welches Kunden anlocken und behalten möchte, muss diese kennen. Dies ist ein allgemeiner Grundsatz innerhalb des Marketings, wozu Marktforschung betrieben wird. Bevor folglich überhaupt verkauft werden kann, muss herausgefunden werden, wen man mit seinem Produkt erreichen möchte. Nach dem Verkauf kann festgestellt werden, welche Menschen effektiv erreicht wurden, wodurch die Marketingstrategie wiederum angepasst werden kann. Somit kann mehr Reichweite und eine effizientere Verbreitung des Produkts gewährleistet werden.
Trotzdem scheint die Kenntnis über den eigenen Kunden bei den unterschiedlichen Interviewten klein zu sein. Die Teilfragen bezüglich dem durchschnittlichen Alter und Geschlecht ihrer Kunden konnten kaum beantwortet werden:
Die allgemeinen Verkaufszahlen der eBooks beim Buchverlag Diogenes sind nicht öffentlich. Somit konnte nur herausgefunden werden, dass sich der Umsatz von eBooks bei etwa zehn Prozent des Gesamtumsatzes beläuft. Das System von Diogenes kann zudem nicht erkennen, welcher Kunde ein eBook heruntergeladen hat: Der Verlag hat keinen eigenen eBook Server, sondern die Vertreibung läuft über einen Distributor. Daher besitzt Diogenes laut (Name entfernt) kein Kundenprofil. Das heisst, dass keine Daten über die demografischen Eigenschaften der Kunden erhoben werden und auch die Lebenssituationen sowie das durchschnittliche Kaufverhalten nicht untersucht werden. Diogenes entwickelt ihre Marketingstrategie über eine Buyer Persona; eine fiktive Person, welche den Kunden darstellen soll, den Diogenes mit seinen Produkten erreichen möchte. Diese Strategie bezieht sich also auf keine wirkliche Person, sondern ist aus der Expertise und den Einschätzungen der Mitarbeitenden von Diogenes abgeleitet. Da es allgemein von Diogenes keine Statistiken bezüglich ihrer Kunden gibt, kann auch nicht unterschieden werden, welches Geschlecht oder in welchem Alter man lieber eBooks oder analoge Bücher liest.
[16]
Der Umsatz des Buchhandels Lüthy Balmer Stocker aus eBooks beläuft sich, laut Mitarbeiter (Name entfernt), auf zwei Prozent des Gesamtumsatzes. Dieser Buchhandel erhebt ebenfalls keine Statistiken zum Profil ihrer Kunden (Alter, Geschlecht etc.). Stattdessen werden für das Marketing Zielgruppen benutzt, wobei Emails an die Kunden geschickt werden. Diese sind an deren Interessen angepasst. In den Emails angebotene Empfehlungen für die entsprechenden Zielgruppen wären beispielsweise Veranstaltungen in lokalen Filialen, Kochbücher/Romane/Reisen etc. Es werden ebenfalls Newsletters, Kundenkarten, Buchhaus-Kataloge und der Kinderbuch-Club genutzt, um den Kunden näher kennenzulernen. Zwar wird beim Verkauf eines Buches unterschieden, ob es sich dabei um die analoge oder die digitale Version dessen handelt, doch welcher Kunde dabei welches Format präferiert, wird nicht festgehalten. Trotzdem kann zu den ausgewählten Büchern gesagt werden, wie viele Käufe in analoger sowie in digitaler Form etwa betätigt wurden:
[27]
(Tabelle entfernt)
Tab. 2: Gerundete Anzahl Käufe der ausgewählten Bücher in digitaler und in analoger Form
Bei den Bibliotheken muss verwaltungstechnisch unterschieden werden zwischen grossen Bibliotheken, wie diejenige der ETH Zürich, und kleineren, wie die Stadtbibliothek Aarau. Der Bestand an eBooks ist bei der universitären Bibliothek wesentlich grösser und vielfältiger als derjenige der Stadtbibliothek Aarau. Die Bibliothek der ETH Zürich wies 2019 eine Anzahl von ganzen 679’191 eBooks auf, während die Stadtbibliothek Aarau einen von 42’300 besass. Die ETH hat auch eine grössere Vielfalt an Kunden, da mehr Leute aus dem Ausland die Universität und somit auch die Bibliothek besuchen. Trotzdem wird diese Vielfalt nicht ausgewertet: Die Ausleihe der Bibliothek der ETH Zürich ist komplett anonymisiert, und im Jahresbericht befinden sich ausschließlich Kennzahlen zum Ressourcenbestand. Die Stadtbibliothek Aarau hingegen konzentriert sich da mehr auf ihre Kunden. Die Bibliothek besitzt verschiedene Statistiken bezüglich ihrer Abnehmer über das ganze Sortiment hinweg. Dabei werden die unterschiedlichen Angebote (Printmedien, Nonbooks und eMedien) in einzelne Statistiken aufgeteilt. Das Alter wird dabei miteinbezogen, indem es eine Aufteilung in Kinder (bis 16 Jahre) Jugendliche (bis 26 Jahre) und Erwachsene (älter als 26 Jahre) gibt. Im Gegensatz zu den analogen Büchern (genannt Printmedien) ist bei der Stadtbibliothek Aarau die Ausleihe der eBooks (Teil der eMedien) komplett ausgelagert. Die Bibliothek kann bei den eBooks nur sehen, dass sie überhaupt ausgeliehen wurden, aber nicht explizit von welchem Kunden. Bei den Printmedien hingegen kann rückverfolgt werden, welcher Kunde das entsprechende Buch ausgeliehen hat. Somit gibt es zwar die erwähnten Statistiken mit
Einbezug des Alters von den Printmedien, allerdings nicht von den eBooks bzw. den eMedien. Was allerdings sehr genau betrachtet werden kann, ist der Vergleich bezüglich den allgemeinen Ausleihzahlen zwischen eBooks und analogen Büchern. In den folgenden Tabellen werden die Ausleihzahlen von Printmedien und eMedien und diejenigen der ausgewählten Bücher betrachtet:
[28,29]
(Tabelle entfernt)
Tab. 3: Total Ausleihen an Printmedien der Stadtbibliothek Aarau von 2011 bis 2019
(Tabelle entfernt)
Tab. 4: Total Ausleihen an eMedien der Stadtbibliothek Aarau von 2011 bis 2019
(Tabelle entfernt)
Tab. 5: Kennzahlen der ausgewählten Bücher in analoger und digitaler Form der Stadtbibliothek Aarau
[21]
Zur Betrachtung und Analyse des Kaufverhaltens der Kunden bezüglich der ausgewählten Bücher muss vorab gesagt werden, dass mit einer solch mageren Ausbeute an erhaltenen Informationen die ursprünglichen Fragestellungen kaum beantwortet werden können. Der Grund und die Auswirkungen dieser Tatsache werden in einem späteren Abschnitt angesprochen.
Die allgemeinen Verkaufszahlen der eBooks sind generell bei allen Interviewten kleiner als diejenigen der analogen Bücher im Verhältnis zum Gesamtumsatz. Vor einem halben Jahrzehnt war die Hoffnung in der Schweiz noch gross, dass eBooks die analogen Bücher sehr bald ablösen würden. Diese Prognose wurde allerdings vor einer Weile wieder verworfen. Der Anteil der eBooks bei den Marktzahlen stagniert bei zehn Prozent. Als Gründe dafür können die Gefahren und Nachteile für die Öffentlichkeit sowie Privatpersonen von eBooks aus den Abschnitten 2.4.3 und 2.4.4 auf den Seiten zehn, elf, zwölf und dreizehn genannt werden. Doch wichtig dabei zu beachten ist vor allem, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist: Es braucht einiges, um ihn von seinem Habitus, dem analogen Buch, zu
entwöhnen. Die Hoffnung, dass das eBook in der Schweiz auf mehr Anklang treffen würde, war trotzdem nicht unbegründet: Die Marktzahlen für eBooks in den USA belaufen sich nämlich auf ganze dreissig Prozent. Warum dies so ist, kann einerseits mit der größeren Präsenz von Amazon in den USA begründet werden. Diese stellt als Riesenkonzern eine gigantische Auswahl an Ebooks zur Verfügung. Andererseits kann auch diskutiert werden, dass kulturelle Unterschiede ebenfalls Einfluss auf diese unterschiedlichen Marktzahlen haben: Laut dem Wolfbach Verlag (Name entfernt) können kulturelle Konditionen, demografische Zusammensetzungen sowie soziologische Gepflogenheiten unterschiedlicher Orte die jeweilige Präferenz des Kunden beeinflussen. Dies kann man nur schon bei alltäglichen Sachen wie beispielsweise der unterschiedlichen Toleranz der Self-Checkout- Automaten beobachten: Diese fällt in den untersuchten Städten Amsterdam, Zürich und Wien allesamt unterschiedlich aus. Grundsätzlich ist die Beziehung zwischen Kultur und Digitalisierung ein sehr weites Gebiet, auf welches hier nicht viel tiefer eingegangen werden kann.
[15]
Die Frage, welche Bücher der vier Genres als analoge oder digitale Bücher beliebter sind, kann hier nur auf der Basis der beiden Befragten beantwortet werden, welche auch Auskunft über die unterschiedlichen Verkaufs-/Ausleihzahlen geben konnten; Lüthy Balmer Stocker und die Stadtbibliothek Aarau. Bei beiden fallen die Zahlen der analogen Bücher höher aus als die der eBooks. Dies ist nicht unerwartet, da der schon erwähnte Anstieg der Marktzahlen von eBooks auf dem Büchermarkt stagniert. Trotzdem ist zu bemerken, dass die Anzahl Ausleihen der eMedien der Stadtbibliothek Aarau um einiges mehr zunehmen als die Ausleihen der Printmedien. Allerdings ist es heikel, die Zahlen dieser kleinen Bibliothek als ein Indiz dafür zu verwenden, dass der Büchermarkt zukünftig doch noch von den eBooks dominiert wird. Es kann sich dabei auch um einen Ausreisser handeln, bei welchem die örtliche Toleranz für eBooks einfach höher ist als beim Durchschnitt.
Keine der Befragten konnte genau Auskunft über das Geschlecht und durchschnittliche Alter ihrer Kunden geben. Einzig die Stadtbibliothek Aarau besitzt verschieden Statistiken, in welchen die Altersgruppe Relevanz hat, allerdings nur zu den Printmedien. Daher können die beiden Fragen zu den Präferenzen innerhalb der Altersklassen/Geschlechter nicht beantwortet werden. Die Marketingstrategie, welche ursprünglich Kenntnis über den Kunden verlangte (siehe Abschnitt 3.1.2 auf Seite 15) wird in diesen Fällen aus Buyer Personas oder Zielgruppen generiert; entweder aus einer erfundenen Person oder aus einer sehr groben Einteilung der Kunden in Gruppen mit unterschiedlichen Interessen. Somit eröffnet sich die Frage, warum das so ist, wenn sich doch das Marketing nach der Realität richten sollte. Laut
(Name entfernt) können gewisse Marketing-Grundsätze im Buchhandel nur sehr begrenzt angewendet werden: Das Leseverhalten und der Lektüregeschmack verändert sich je nach Lebensabschnitt. Zudem interessieren sich Kunden oft punktuell für gewisse Themen, sodass sich das Versenden von Werbung an Kunden als äußerst schwierig erweist. Dazu kommt, dass jede auf dem Internet angemeldete Kreditkarte zwar einer identifizierbaren Person gehört, doch nicht nur diese mit der Kreditkarte einkauft. Zudem kauft man auch nicht immer nur für sich selbst ein: Ansonsten könnte man seiner Frau wohl kein Überraschungsgeschenk mehr bestellen, welches nicht dem eigenen Geschmack entspricht. (Name entfernt) betont daher, dass die persönliche Beziehung und auch der persönliche Service für die Kunden enorm wichtig sind, um diese als solche zu behalten. Diese Aussage schwächt wiederum die Nutzung der Medien im Marketing, da diese den Kunden anonymisieren.
Wie bereits erwähnt, haben sich die sehr optimistischen Prognosen zum eBook langsam zurückgestuft: Man geht davon aus, dass sich der momentane Anteil von zehn Prozent der eBooks am Büchermarkt höchstens noch auf zwanzig Prozent steigern kann, wenn überhaupt. Auch (Name entfernt) sagt aus, dass sich das eBook vor allem im Bereich der Sach- und Fachbücher einpendle. Laut ihm kaufen auch Menschen, die ursprünglich ein Werk als eBook gelesen haben, des Öfteren zusätzlich eine analoge Version davon, wenn das Buch einen gewissen Grad an Nachhall und tiefem Leseerlebnis bewirkt hat. Das Buch aus Papier und Karton wird der Menschheit folglich erhalten bleiben, und die komplett papierlose Übernahme durch das eBook ausbleiben.
[15, 30]
Nicht berechenbare Variablen wie die Corona-Pandemie können in eine Prognose kaum miteinbezogen werden: Solche Ereignisse können nicht vorausgesagt werden und bezüglich des Einfluss und der Langlebigkeit nur schwer eingeschätzt werden. Grundsätzlich hat die Pandemie in gewissen Bereichen wie dem Online-Shopping eine Forcierung der generellen Digitalisierung bewirkt. Auch in der Bücherbranche konnte nun eine Zunahme des Umsatzes mit eBooks verzeichnet werden: In Deutschland betrug der Absatz im ersten Halbjahr mit elektronischen Büchern 18,8 Millionen. Im Vergleich dazu betrug derjenige im Vorjahr nur 16,3 Millionen. Dies ist ein Anstieg von ganzen 17,8 Prozent. Dabei muss beachtet werden, dass sich die Zahlen auf Deutschland beziehen, während sich diese Arbeit zumeist auf den schweizerischen Buchmarkt bezieht. Zudem ist nicht abschätzbar, wie langlebig das erwähnte Wachstum ist.
[26]
Mit der weiteren Entwicklung des eBooks kommen immer neue Möglichkeiten, aber auch Probleme hinzu. Dies ist eine Tatsache, welche generell bei ziemlich allen Projekten vorkommt. Doch mit den heutigen Mitteln (technisch, finanziell etc.) unterliegt das Projekt der Digitalisierung laut (Name entfernt) der Gefahr, komplizierter zu werden als ursprünglich beabsichtigt. Schließlich galt es, sich mit der Erfindung des eBooks zu helfen und nicht, sich Probleme zu schaffen.
Aus diesen Gründen ist der zukünftige Erfolg des eBooks fraglich und unterliegt verschiedenen Variablen, welche eine klare Vorhersage verunmöglichen.
Wie zu Beginn dieser Arbeit erklärt, ist das Buch ein enorm wertvolles Gut, welches einen essenziellen Beitrag zu unserer Kultur beigetragen hat und dies noch heute tut. Daraus wurde gefolgert, dass der delikate Umgang mit dem Buch sehr wichtig für das Bestehen dieser ist. Das Buch als Beispiel für ein Medium, welches der Digitalisierung unterliegt, ergibt folgende Schlussfolgerungen bezüglich der Digitalisierung an sich:
Die Komplexität des Begriffs der Digitalisierung ist unbestreitbar. Anhand des eBooks und dessen Gefahren und Nachteile lässt sich allerdings noch erkennen, wie vielfältig und zahlreich die dazugehörigen Probleme sind, bzw. dass diese sogar in der Überzahl sind. Wendet man diese Tatsache auf die Digitalisierung im Allgemeinen an, so scheint auch diese sehr problemreich zu sein. Dabei sind Ziele der Digitalisierung, mehr Struktur, Übersichtlichkeit und folglich auch mehr Sicherheit zu erhalten. So wirkt die Nützlichkeit der Digitalisierung an sich fragwürdig.
Während sich die Digitisierung auf den blossen Transfer analoger Produkte in digitale bezieht, ist die Digitalisierung ein Begriff, der auch den Erschaffer des Produkts miteinbezieht: Die Digitalisierung beschreibt einen noch anhaltenden Gesellschaftswandel. Der dem zugrunde liegende Faktor von all dem ist folglich der Mensch. Daher war auch der Fokus in den Interviews auf den Kunden der eBooks und analogen Bücher gerichtet: Wenn wir wissen, wer der Antrieb des Gesellschaftswandels ist, dann können wir den Wandel selbst auch besser verstehen. Dass nur wenige der Befragten wirklich genaue Untersuchungen zu ihren Kunden betreiben, scheint daher irritierend: Es wurde zwar diskutiert, dass die Erhebung von Kundendaten durch das Internet nicht einfach ist, doch die meisten Interviewpartner besitzen nicht einmal Statistiken zu ihren Kunden aus den Geschäften.
Man muss erkennen, dass die Digitalisierung ein Wettrennen ist: Sie bietet der Ökonomie Chancen eines nie dagewesenen Profites in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Durch diese Geschwindigkeit entsteht auch die Gefahr, die Ziele der Struktur, Übersichtlichkeit und Sicherheit aus den Augen zu verlieren, sodass die eben erwähnten Probleme als Beiprodukt auftreten. Um dies metaphorisch darzustellen: Auch bei jeder Maschine ist es zuerst nötig,
ein funktionierendes, fehlerfreies Fundament zu legen, bevor man diese optimieren kann. Besteht also keine intakte Zielsetzung und Durchführung in der Digitalisierung, ist diese zum Scheitern verurteilt. Zur Veranschaulichung ein Zitat von Joseph Weizenbaum, Professor der Computerwissenschaften. Er hat schon in den Anfängen der Digitalisierung mitgewirkt und beschreibt hier die Gefahr von Träumen in Bezug auf Computer:
[25]
«Aber diese Macht des Computers ist nur ein extremes Beispiel für dieselbe Macht, die allen anderen sich selbst bestätigten Denksystemen innewohnt. Vielleicht fangen wir gerade erst zu begreifen an, dass die abstrakten Systeme – die Spiele, die die Computerfachleute in ihrer unbegrenzten Freiheit und von jenen Zwängen schaffen können, die den Träumen der Forscher in der realen Welt Grenzen setzen – zu katastrophalen Ergebnissen führen, wenn ihre Regeln im Ernst Anwendung finden.» [25]
Innerhalb dieser Arbeit sollte die Digitalisierung am Beispiel des eBooks untersucht werden. Um dies zu gewährleisten, musste zuerst geklärt werden, was unter der Digitalisierung allgemein verstanden wird. Gleich darauf wurde erläutert, was die Bedeutung des Buches ist und welchen Wandel es durchlaufen musste, um zu eBook zu werden. Darauf wurde der Einfluss des eBooks auf den Büchermarkt analysiert sowie welche Chancen und Gefahren es für die Öffentlichkeit und Privatpersonen birgt aufgeführt. Um das eBook noch genauer ergründen zu können, wurde noch betrachtet, wer hinter dem eBook steckt bzw. welche Menschen eBooks nutzen. Dazu wurden die Interviews mit den unterschiedlichen Akteuren aus dem Buchmarkt ausgewertet und analysiert. Aus diesen Daten wurden Schlussfolgerungen für die Zukunft des eBooks und auch für die Digitalisierung gezogen.
Die Digitalisierung ist zwar ein grosser Einflussbereich in der heutigen Gesellschaft, allerdings liegt die Präferenz der Kunden heutzutage immer noch auf analogen Büchern. Durch die Digitalisierung gibt es das eBook überhaupt. Trotzdem ist dessen Einfluss auf den Büchermarkt nur sehr gering und liegt in der Schweiz bei stagnierenden zehn Prozent.
Viele Projekte versuchen momentan, das Potenzial von eBooks für private und öffentliche Personen auszuschöpfen. Dabei entstehen auch vermehrt Gefahren und Nachteile, welche ein weites Feld für die Weiterentwicklung der eBooks darstellen.
Die zahlreichen Chancen und Vorteile sowie Gefahren und Nachteile von eBooks wurden in dieser Arbeit betrachtet. Doch das komplette Ausmass derer, auch in Anbetracht künftiger Ereignisse, kann kaum erfasst werden. Es ist trotzdem zu vermerken, dass die grosse Anzahl an Gefahren und Nachteilen auch ein Faktor für den ausbleibenden Erfolg der eBooks sein kann.
Es besteht sicherlich ein Zusammenhang zwischen eBooks und der Digitalisierung als Ganzes: Beide weisen eine Komplexität auf, welche schwer abzuschätzen ist. Dabei kann auch beim eBook beobachtet werden, dass bei dessen Entwicklungsprozess neben so manchem Nutzen einige Probleme entstehen können.
Die bisherigen Daten lassen vermuten, dass die Marktzahlen von eBooks auf dem Büchermarkt stagnieren und eine Welt ohne Papier nicht eintreten wird.
Der allgemeine Marktanteil von eBooks beläuft sich auf zehn Prozent. Daher befinden sich alle aktuellen Verkaufszahlen der Interviewten, sofern bekannt, im Bereich dessen.
Ob die ausgewählten Bücher eher in analoger oder digitaler Form beliebter sind, kann nur anhand der Angaben von Lüthy Balmer Stocker und der Stadtbibliothek Aarau beantwortet werden: Nur diese zwei Interviewpartner besassen die gefragten Angaben. Bei Lüthy Balmer Stocker wurden alle ausgewählten Bücher öfters in analoger Form verkauft. Die Stadtbibliothek Aarau besitzt nur Angaben zu den Büchern «Selfies» und «Becoming – Meine Geschichte». Diese beiden Bücher wurden dort vermehrt als eBook ausgeliehen.
Dabei muss beachtet werden, dass diese Bibliothek mehr eBook-Lizenzen besitzt als analoge Versionen der Bücher. So kann nicht automatisch gesagt werden, dass das einzelne eBook mehr ausgeliehen wurde als das analoge Buch.
Bezüglich des Geschlechts und des Alters der durchschnittlichen Kunden konnte nur die Stadtbibliothek Auskunft geben, doch dies auch nur bei den Printmedien. So konnte der Vergleich, von welchem Geschlecht/in welchem Alter die ausgewählten Bücher eher als eBook oder in analoger Form ausgeliehen werden, nicht stattfinden.
Die unbeantworteten Fragen bezüglich der Kunden der Interviewten lassen viel Potenzial für die Untersuchung derer übrig. Die Stadtbibliothek Aarau bietet dafür ein gutes Exempel mit den Statistiken zu den Printmedien und teilweise auch den eMedien. Die Digitalisierung selbst ist natürlich auch ein weitläufiges Gebiet, dessen Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist. Ein Ausblick dafür wäre die Analyse der ersten Generation, welche vollständig mit der Digitalisierung aufgewachsen ist. Bis anhin ist diese Generation noch zu jung und kann noch nicht retrospektiv untersucht werden. Dieses Projekt müsste folglich in ferner Zukunft stattfinden.
Wie schon am Ende des sachlichen Teils angetönt, ist die Untersuchung der Digitalisierung eine bis anhin sehr herausfordernde Angelegenheit, da es noch keine abgeschlossene Generation gibt, welche diese durchlebt hat. Die Digitalisierung selbst ist ebenso noch nicht abgeschlossen. Die Komplexität des Begriffs ist kaum auszumachen, da die Vernetzungen mit anderen Faktoren zu zahlreich sind. Dies wurde mir auch bei der Untersuchung des eBooks als Beispiel für einen Aspekt der Digitalisierung bewusst: In vielerlei Hinsicht scheinen noch Fragen offen. Sei dies bei der Entwicklung oder Nutzung des eBooks oder beim unterschiedlichen Umgang der Interviewten damit. Mir war schon von Anfang an klar,
dass eine abschliessende Behandlung des eBooks oder der Digitalisierung aus den eben genannten Gründen nicht möglich ist. Trotzdem war ich überrascht, als beispielweise Diogenes aussagte, dass sie überhaupt keine Daten von ihren Kunden erheben und sie ihre Marketing-Strategie über eine erfundene Persönlichkeit generieren: Diese Methode wirkte auf mich sehr realitätsfern, obwohl sie scheinbar funktioniert.
Allgemein habe ich viele positive Erfahrungen gemacht. Darunter die Bekanntschaften mit den Interviewpartnern, welche mir auf meine Emails immer wertvolle Informationen geliefert haben. Es war ein Privileg, hinter die Kulissen des Buchmarktes schauen zu dürfen. Die grundsätzliche Auseinandersetzung mit der Digitalisierung gab mir auch wieder einmal ein Bewusstsein dafür, wie sehr diese Einzug in unseren Alltag gehalten hat und wie äusserst schwierig sie zu fassen ist. Durch diese Schwierigkeit konnte ich mich allerdings vermehrt damit beschäftigen, wie man in einem riesen Gewirr von Informationen an die glaubwürdigsten herankommt und diese auch strukturiert zusammenträgt.
Als negative Aspekte kann ich sagen, dass die Schwierigkeit des Begriffs der Digitalisierung sicherlich für einige Unsicherheiten bezüglich meiner Arbeit gesorgt hat: Es schien immer noch einen weiteren Aspekt zu haben, noch ein Thema unerfasst zu sein oder kurz gesagt: Es schien immer etwas zu fehlen. Ebenso war es schade, dass die Ausbeute aus den effektiven Daten der Interviews ziemlich mager war, doch zugleich hat mir dies eine sehr interessante Grundlage zur Analyse dieses Sachverhalts geliefert.
Aus diesen persönlichen Erkenntnissen kann ich schliessen, dass ich mich trotz der Herausforderungen bei einem solch unabgeschlossenen Thema in Zukunft wieder dafür entscheiden würde: Die Digitalisierung ist in der Gesellschaft von grösster Relevanz und bietet eine enorme Vielfalt von Möglichkeiten für die Forschung. Die scheinbare Unerschöpflichkeit dieses Themas hat auch mich in einen starken Interessensbann gezogen. Ebenso würde ich die Mailinterviews wieder durchführen: Der schriftliche Austausch mit den Korrespondenten war um einiges einfacher, als wenn ich die Interviews mündlich geführt hätte: Es blieb mir so eine Menge Arbeit an Transkription und Korrektur erspart.
Somit kann ich sagen, dass ich mit meiner Arbeit sehr zufrieden bin. Ich finde, dass ich trotz ein paar Hürden ein paar aussagekräftige Tatsachen erläutern konnte. Die Erkenntnisse und Erfahrungen, welche ich machen durfte, bleiben mir sicherlich noch für eine ganze Weile erhalten.
Quellenverzeichnis
https://www.srf.ch/sendungen/kassensturz-espresso/e-books-der-hoehenflug-der-keiner-ist, besucht: 19.08.20
Frankfurt am Main, Suhrkamp Verlag
Nova Md
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Der Mensch im Mittelpunkt der Digitalisierung aus einer wirtschaftlichen Sichtweise, aus: Buchenau, Peter, Walter, Claus, 2018, in: Digitalisierung – Einfluss auf die Menschlichkeit, Wiesbaden, Springler Gabler__________ 13
Abb. 2: Der Mensch im Mittelpunkt der Digitalisierung aus einer anthropologischen Sichtweise, aus: Wedekind, Hartmut, 2018, in: Wedekind, Hartmut, 2018, Digitalisierung aus anthropologischer Sicht, https://blogs.fau.de/wedekind/digitalisierung-aus-anthropologischer- sicht/, besucht: 16.08.2______________________________________________________ 13
Tab. 1: eigene Darstellung, Genre, Buchtitel und Autor der verwendeten Bücher, 2020 ___ 2 Tab. 2: Gerundete Anzahl Käufe der ausgewählten Bücher in digitaler und in analoger Form von Lüthy Balmer Stocker, E-Mail an Verfasser 2020 15
Tab. 3: Total Ausleihen an Printmedien der Stadtbibliothek Aarau von 2011 bis 2019, Jahresbericht 2011-2019, https://www.stadtbibliothekaarau.ch/ueber-
uns/jahresberichte.html/876 besucht: 30.09.20____________________________________ 16
Tab. 4: Total Ausleihen an eMedien der Stadtbibliothek Aarau von 2011 bis 2019, Stadtbibliothek Aarau, Jahresbericht 2011-2019, https://www.stadtbibliothekaarau.ch/ueber- uns/jahresberichte.html/876 besucht: 30.09.20_ 16
Tab. 5: Kennzahlen der ausgewählten Bücher in analoger und digitaler Form der Stadtbibliothek Aarau, Stadtbibliothek Aarau, Jahresbericht 2011-2019, https://www.stadtbibliothekaarau.ch/ueber-uns/jahresberichte.html/876 besucht: 30.09.20 16
Anhang
Ich erkläre hiermit, dass diese Arbeit weder ganz noch teilweise abgeschrieben noch kopiert oder aus dem Internet übernommen wurde, der Quellennachweis gemäss den Vorgaben des Handbuches Projekte korrekt und vollständig ist, die dargestellten Daten und Resultate von der Unterzeichnenden selbst und gemäss den Vorgaben des Handbuches Projekte erhoben und verarbeitet wurden.
1A) Gleich zu Beginn auf der offiziellen Verlagsseite von Diogenes kann man lesen, dass Diogenes „einer der grössten unabhängigen Belletristikverlage von Europa“ ist.
Verkaufszahlen sind zwar keine bekannt, aber können Sie mir vielleicht Auskunft darüber geben, ob Diogenes die Verkaufszahlen von analogen und digitalen Büchern unterscheidet? Der Anteil am eBook Umsatz liegt bei Diogenes etwa im Branchendurchschnitt, der um die 10% tendiert. Durch den Lockdown stieg der Anstieg der eBook Umsätze.
1B) Die Tendenz der eBook-Verkäufe waren aber sicherlich schon vor dem Lockdown steigend, oder?
Nein – der eBook Markt hat sich mehr oder weniger bei diesen Prozentzahlen eingependelt und der Anstieg im Lockdown können wir jetzt noch nicht beziffern.
1C) Kann Diogenes sehen, wer Ihre eBooks herunterlädt?
Nein. Wir vertreiben unsere Ebooks über einen Distributor und haben keine eigenen Ebook Server.
2A) Besitzt Diogenes eine Art Kundenprofil?
Wie meinen Sie Kundenprofil? Kundensegmentierung? Und welche Kunden? Die Buchhandlungen oder die Lesenden?
2B) Mit dem Kundenprofil meine ich die Leser der Bücher, welche verlegt werden. Genauer meine ich mit meiner Frage, ob Diogenes seinen durchschnittlichen Kunden kennt; Geschlecht, Alter etc.
Nein – wir haben keine demografischen Profile von unseren Lesern. Wir erstellen uns für die Marketingaktivitäten, wie in diesem Bereich üblich, eine Buyer Persona. Dies beruht aber mehr auf unseren Expertise und Einschätzungen, wer die Zielgruppe für das Buch sein soll. Davon abgeleitet wird eine Marketingstrategie entwickelt.
2C) Beeinflusst das demografische Profil denn nicht die Buyer Persona?
Die Buyer Persona ist eine fiktive Person die wir Entwickeln und mit den Attributen versehen, wie wir uns die Zielgruppe für einen bestimmten Titel vorstellen. Die passenden Kanäle für die Marketingmassnahmen zu finden ist mit einer Buyer Persona einfacher.
2D) Beruhen die erwähnten Einschätzungen zur Buyer Persona auf Daten des durchschnittlichen Kaufverhaltens, Lebenssituation usw. ?
Wie bereits gesagt, haben wir keine Daten von unseren Buchkäufer. Diese Daten sind im Handel vorhanden und werden, falls überhaupt, von den Buchhandlungen für zielgerichtetes Marketing verwendet. Wir haben keinen B2C Kontakt.
Die einzige Integration mit Leserinnen und Leser passiert bei uns auf unseren SoMe Kanäle oder an Veranstaltungen.
1A) In meiner Arbeit beziehe ich mich repräsentativ für die Literatur auf vier Genres mit je einem Bestseller als Vertreter. Die Genres und die dazugehörigen Vertreter sind;
die Belletristik mit „Selfies“, die Fachliteratur mit „Eine kurze Geschichte der Menschheit“, das Sachbuch mit „Becoming – Meine Geschichte“ und Kinder-/Jugendliteratur mit „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“. Die Stadtbibliothek Aarau besitzt laut ihrem Online- Katalog glücklicherweise all diese Bücher zumindest analog und auch zwei davon als eBook. Kann das System der Stadtbibliothek Aarau unterscheiden, ob ein Kunde eines der erwähnten Bücher analog oder als eBook ausleiht?
Wir sehen im Online Katalog, dass das eBook oder das analoge Buch entliehen ist. Wir können allerdings nur bei den analogen Büchern sehen, welcher Kunde das Buch entliehen hat. Bei den elektronischen Büchern ist das ganze Ausleihverfahren ausgelagert und wir erhalten nur monatliche Ausleihstatistiken, die aber anonymisiert sind.
1B) Sie können also sehen, wie oft das Buch analog oder digital ausgeliehen wurde, aber nur bei den analogen Büchern wissen Sie, welcher Kunde genau?
Ja, das ist richtig.
1C) Können Sie mir somit sagen, wie oft meine erwähnten Bücher aus der Frage 1A ausgeliehen wurden; als analoges Buch und, sofern vorhanden, als eBook?
Wir können nur bei den analogen Büchern sagen, wie oft sie entliehen wurden. Bei den elektronischen erheben wir keine Statistik auf Titelebene. Jeden Monat wird bei
den eMedien eine Liste mit sog. Toptiteln, erhoben. Darauf sind die 50 beliebtesten Titel. Wenn ein Titel aus dieser Liste fällt, gehen wir den Ausleihzahlen nicht weiter nach. Zu den von Ihnen angegebenen eBooks kann ich Ihnen folgende Auskunft geben:
2A) Ihre Satistik aus dem Jahr 2019 unterscheidet bei Ihren Kunden zwar Altersklassen, jedoch nicht das Geschlecht. Wird der Anteil der unterschiedlichen Geschlechter einfach nicht ausgewertet oder ist er einfach nicht im Jahresbericht vorhanden?
Die Geschlechter werden nicht separat ausgewertet, wir betrachten lediglich das Alter. 2B) Hat denn das Geschlecht Ihrer Kunden, beispielsweise für Ihr Marketing, keine Relevanz?
Wir wissen anhand von Statistiken, welche Haupt-Zielgruppen wir haben, aber wir machen kein Marketing spezifisch für Frauen oder für Männer, bzw. für Jungen oder Mädchen. Wir haben verschiedene Kanäle (Facebook, Instagram, Webseite, Newsletter), auf denen wir das breite Publikum, das wir ansprechen möchten, zu erreichen versuchen.
3A) Der Jahresbericht 2019 gibt zwar die Altersunterschiede bei der Ausleihe von Printmedien an, allerdings nicht die von eMedien. Wird dieser Unterschied ebenfalls nicht ausgewertet oder ist er einfach nicht im Bericht vorhanden?
Bei den Printmedien gruppieren wir Kinder (0 – 8 Jahre) und Jugendliche (ab 9 Jahren) separat, bei den eMedien werden die Kinder und Jugendlichen als eine Gruppe betrachtet. Dabei geht es um die Altersspanne bis 16 Jahren.
3B) Man könnte allerdings immer noch bei den eMedien die zwei Kategorien aus Kinder/Jugendlichen und Erwachsenen analysieren. Gibt es dazu ebenfalls keine Satitistik? Im Jahresbericht sehen Sie, dass die Kinder und Jugendlichen als eine Gruppe betrachtet werden (mit „Onleihe Jugendliche“ bezeichnet und daneben die Statistik für die Erwachsenen „Onleihe Erwachsene“. Eine genauere Altersaufteilung werten wir nicht aus. Bei den englischen eMedien (Overdrive) unterscheiden wir nicht zwischen den Jugendlichen und den Erwachsenen.
1A) Sie bieten neben vielen analogen Büchern auch eBooks an. Im Vergleich: Was für jährliche Verkaufszahlen haben die beiden Buchformate?
Verkaufszahlen werden nicht öffentlich kommuniziert. Der Anteil von eBooks beim Gesamtumsatz von Büchern beträgt ca. 2%.
Es werden vor allem belletristische Titel als eBooks gekauft. Vergleicht man den Anteil von eBooks in der belletristischen Sparte ist der Anteil ca. 10%.
1B) Wie reagiert Lüthy Balmer Stocker auf diese Zahlen bzw. haben diese einen Einfluss auf das Angebot an eBooks, welches Sie zur Verfügung stellen?
Wir erhalten die eBook Dateien von spezialisierten eBook Datenlieferanten. Das Angebot deckt zum grossen Teil die Nachfrage unserer Kunden. Fehlt ein eBook in unserem Sortiment, wird dies in der Regel nicht extra aufgenommen. Der Aufwand betreffend Einbindung in unser System (Webshop) ist mit grösserem Aufwand verbunden.
Aufgrund der Verkaufszahlen reagieren wir verschiedenen Aktivitäten: eBook Vermarktung in Sozialen Medien, Schulung unserer BuchhändlerInnen.
Das Potential im eBook Markt ist noch gross.
2A) Kann Ihr System unterscheiden, ob dasselbe Buch analog oder digital (als eBook) verkauft worden ist?
Jedes Format desselben Titels verfügt über eine eigene ISBN (Internationale Standardbuchnummer).
Sei es Paperback/Gebundene Ausgabe/mp3 Hörbuch/eBook. Bei Statistikauswertungen können die gewünschten statistischen Werte nach Warengruppen definiert werden.
Aus der definierten statistischen Suche können wir die statistischen Werte (Umsatz, Anzahl, Rabatt etc.) erkennen.
2B) In meiner Arbeit beziehe ich mich repräsentativ für die Literatur auf vier Genres mit je einem Bestseller als Vertreter. Die Genres und die dazugehörigen Vertreter sind;
die Belletristik mit „Selfies“, die Fachliteratur mit „Eine kurze Geschichte der Menschheit“, das Sachbuch mit „Becoming – Meine Geschichte“ und Kinder-/Jugendliteratur mit „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“. Lüthy Balmer Stocker besitzt all diese Bücher analog sowie als eBook. Können Sie mir sagen, wie oft diese Bücher als eBook und analog verkauft worden sind (sollten Sie diese Zahlen nicht herausgeben dürfen, wäre ich froh, wenn Sie mir mitteilen könnten, in welchem Format das jeweilige Buch öfter verkauft wurde)?
„Selfies“
Buch: ca. 2000
eBook ca. 300
„Eine kurze Geschichte..“
Buch: ca 8000
eBook: ca 120 „Becoming“ Buch: ca. 7050
eBook: ca. 180 „Tribute von Panem“ Buch: ca 3500
eBook: ca 10
3A) Haben Sie Kennzahlen/Statistiken zu Ihrem durchschnittlichen Kunden; Alter, Geschlecht etc. ?
Nein. Solch personifizierte Statistiken benutzen wir nicht.
3B) Generieren Sie folglich Ihre Marketing-Strategie aus einer Buyer Persona? Nein.
3C) Wie wird dann die Marketing-Strategie von Lüthy Balmer Stocker generiert?
Lüthy Balmer Stocker arbeitet Marketingtechnisch mit Zielgruppen. Kunden werden nach Ihren Interessen mit eMails informiert. Beispiele für Zielgruppen sind: Veranstaltungen in lokaler Filiale, Interesse an Kochbücher, Romane, Reisen etc. Weiter gibt es einen Newsletter, Kundenkarte, Buchhaus-Katalog, Kinderbuch-Club.
1A) Die Stadtbibliothek Aarau verzeichnete von 2018 bis 2019 eine Zunahme der Ausleihen an eMedien (eBooks, Onleihe) von 11.2%, wohingegen Diogenes aussagt, dass sich der allgemeine Umsatz des eBook-Marktes bei einem Branchendurchschnitt von etwa zehn Prozent vom ganzen Buchmarkt eingependelt hat. Wie lässt sich Ihrer Meinung nach der Umstand erklären, dass eine Bibliothek eine Zunahme verzeichnet, während ein Verlag bei einem gleichbleibenden Umsatz verbleibt?
Urs Heinz Aerni: Ein Beispiel aus einer anderen Branche: In Deutschland öffnen immer mehr Bike-Shops bei denen Fahrräder geleast und gemietet werden können, was heißt, dass zwar die Nachfrage grundsätzlich groß ist aber die Produktion von Modellen stagnieren könnte, da nicht mehr jede und jeder ein Velo als Besitz erstrebenswert findet. Es scheint sich die Mentalität zu etablieren, dass das Bedürfnis nach Besitz von E-Books zurückgeht und das Gelesene dann nicht gespeichert werden muss. Also eine Art Streaming-Kultur auch beim Lesen. Wenn ein Verlag den Bibliotheken ein E-Book verkaufte, dann bleibt es bei diesem einen Produkt. Im deutschsprachigen Buchhandel stagniert der E-Book-Kauf wohl aus ähnlichen Gründen aber Leserinnen und Leser, die ein gedrucktes Buch vorziehen, scheinen lieber ein solches behalten zu wollen.
1B) Ein Artikel von SRF aus dem Jahr 2018 mit dem Titel „EBooks: Der Höhenflug, der keiner ist“ beschreibt, ähnlich wie Sie, ein Stagnieren des eBook-Kaufs in der Schweiz. Was ist Ihre Einschätzung zur Zukunft des eBooks bezüglich dessen Kauf und Bedeutung?
Aerni: E-Book wird sich auf zwei Ebenen einpendeln. Im Bereich Sach- und Fachbuch wird es stabil bleiben, bei lockeren Romanen und Krimis für den Urlaub und als Ergänzung zu den gedruckten Büchern mit treuen Fans. Oft ist zu vernehmen, dass Leserinnen und Leser nach der Lektüre mit Nachhall und tiefem Leseerlebnis zusätzlich ein gedrucktes Exemplar für die Bibliothek einkaufen.
1C) In den USA beträgt der Marktanteil von eBooks rund dreissig Prozent, wobei auch dort die Nachfrage stagnierend ist und Amazon mit 75 Prozent der ganzen Umsätze einen erheblich grösseren Einfluss hat als bei uns in Europa bzw. in der Schweiz. Können Sie sich vorstellen, dass ebenfalls kulturelle, soziologische und/oder auch demografische (alle Begriffe definiert laut Duden) Unterschiede einen Einfluss auf das erwähnte Marktverhalten haben können?
Aerni: Ich fragte mal in Zürich Donna Leon, warum ihre Bücher sich im deutschsprachigen Raum und in Großbritannien als Bestseller verkaufen aber nicht in den Staaten. Sie meinte damals, dass ein nachdenklicher Commissario mit einer Literaturdozentin als Frau die
Amerikaner kaum interessiere. Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber ihre Antwort zeigt, wie sie die Unterschiede der Kulturen wahrnimmt.
Während wir diesen Austausch führen, gab Ex Libris bekannt, dass das Unternehmen sich aus dem Film-Streaming zurückziehen wird, da die Konkurrenz der Konzerne zu groß sei. Hier der Bericht: https://www.buchreport.de/news/ex-libris-streicht-sein-video-on-demand- angebot/
Vielleicht hat man sich mit der Treue zu regionalen Anbietern hier in der Schweiz getäuscht. Zurück auf Ihre Frage, die nicht einfach zu beanworten ist. Denn das Einkaufsverhalten zwischen Berlin, Innsbruck und Genf können sehr unterschiedlich sein, so wie zwischen Los Angeles, Boston oder Texas. An einer Veranstaltung in Luzern mit Retail-Verantwortlichen von Großverteilern wie Manor, Coop, MPreis aus Österreich hat sich gezeigt, dass die Akzeptanz des Self-Checkout in den Läden, also das Bezahlen an der Maschine statt an der bedienten Kasse sehr unterschiedlich ausfallen, zwischen Amsterdam, Zürich und Wien.
Mit anderen Worten, kulturelle Konditionen, die demografische Zusammensetzung der Bevölkerung sowie soziologische Gepflgenheiten veränderen sich von Bundesland zu Bundesland oder zwischen der Romandie und dem Tessin.
Hier noch ein vielleicht noch interessanter
Bericht: https://www.buchreport.de/news/lohnendes- zusatzgeschaeft/?utm_source=buchreport&utm_medium=link&0=utm_campaign&1=lp- gesehen&2=utm_content&3=Wie+sich+deutschsprachige+E-Books+international+verkaufen
1D) Im letzten Artikel wird vor allem betont, dass es eine grosse Unsicherheit bezüglich der Rechtslage bei den Verlägen gibt. Doch ist es doch genau das Ziel, durch die Digitalisierung im Allgemeinen mehr Struktur, Übersichtlichkeit und folglich mehr Sicherheit zu bekommen. Was denken Sie, könnte man in Ihrer Branche durch die Digitalisierung verbessern?
Aerni: Eine große Frage, denn die Baustellen sind deren viele und sehr unterschiedlich. Vielleicht ein Detail daraus. Verlage machen Verträge mit Autorinnen und Autoren, u. a. für die Tantiemen von verkauften Büchern und rechnen dies halbjährlich oder ganzjährlich ab. In Gesprächen mit den Schreibenden habe ich festgestellt, dass Unsicherheiten bei Verkäufen von E-Books herrschen. Während gedruckte Bücher nachproduziert werden müssen, kann ein E-Book oder gar nur ein PDF (was auch oft von Händlern angeboten wird) unendlich verkauft werden. Wie wird das abgerechnet oder kann es auch passieren, dass Händler mehr digital verkaufen, als der Verlag dies mitbekommt? Doch, ich glaube, es wird komplexer statt einfacher werden. Digitale Anbieter wittern immer mehr in den Details weitere Verdienstmöglichkeiten. Will man heute Spitzenfußball sehen und zwar alle Spiele von einer bstimmten Liga, sind schon zu bis 3 Abos bei verschiedenen Sendern möglich.
Damit es nicht noch mehr verwirrender wird, müssten oder könnten Vertreterverbände klare
Verhältnisse schaffen durch Verträge, was auch die Urheberrechte angeht. Da steht der Verband der Autorinnen und Autoren (AdS) gegenüber dem Schweizer Buchhändler-
und Verleberverband (SBVV), die ständig die Konditionen wieder ausbessern müssen. Der Druck für Kulturschaffende ist aus der Seite des digitalen Marktes enorm. Musikerinnen verdienen via Apple, iTunes oder Spotify fast nichts mehr, sondern hauptsächlich durch Auftritte und an Konzert persönlich verkauften CDs.
Die Digitalisierung führte nun auch dazu, dass die Urheberrechtsgesellschaft Pro Litteris mit Schreibenden auch für Publikationen abrechnen, die ausschließlich online zu lesen sind.
Nur, welche Websiten oder Onlinemagazine sollen hier miteingezogen werden?
Kaum scheint eine Frage beantwortet zu sein, tut sich eine neue Baustelle auf. Diese Fragen müssten auch an die Verbände und Händler gestellt werden.
2A) In meinen schon geführten Interviews mit einigen Mitgliedern des Buchhandels ist mir aufgefallen, dass bis auf die Sadtbibliothek Aarau keine der anderen Interviewpartner (Diogenes & Lüthy Balmer Stocker) ein Kundenprofil besitzt (Geschlecht, durchschnittliches Alter etc. ihrer Kunden), obwohl ein wichtiger Grundsatz des Marketings ist, dass man seinen Kunden kennen sollte. Wie kommt das?
Aerni: Gewisse Marketing-Grundsätze funktionieren im Buchhandel nur sehr begrenzt, denn das Leseverhalten und der Lektüregeschmack wechselt mit den Lebensabschnitten und Lebensumständen. Während ein Kunde mit Vorliebe auf schweren Rotwein aus Spanien nur punktuell mal Weißwein aus dem Badischen bestellt, wechselt der Buchkunde oft Themen, die ihn aktuell ansprechen.
Zudem überlappen sich im Buchhandel die Genres. Eine Krimileserin greift auch mal zu Thrillern und zu Biografien in diesem Kontext. Ein Leser von Historischen Romanen kauft vielleicht auch Wanderführer und Bergsteigerbücher, da seine Interessen unterschiedlich sind. Zudem werden sehr viele Bücher auch als Geschenk gekauft, daher kann einem Kunde, der Donna Leon für seine Freundin kauft aber lieber Psychologie-Sachbücher liest, schlecht einem Profil unterstellt werden, mit dem man ihn dann weiter informiert und bewirbt.
Zu guter Letzt werden sehr viele Titel aus beruflichen Gründen verkauft wie beispielsweise Fachliteratur Pädagogik und Schule, Medizin, Recht, Immobilien, Spezialtechnik und vieles mehr, was zwar zeigt, in welcher Ausbildungsphase der Kunde sich befindet aber nur bedingt, ob er auch gewillt ist, dazu Werbung zu bekommen.
Wenn ich für meine Frau Fachbücher Psychologie bestelle, stört mich beim nächsten Besuch des Webshops die individuell angepasste Werbung mit ähnlichen Themen, dabei suche ich für mich Titel über Ornithologie und Biologie.
Im Gegensatz zur Mode, Schuhmode, Hobby-Untensilien (Fischen, Joggen, Sport etc.) bedient der Buchhandel mit Büchern zu allen Themen dieser Welt ein breites Spektrum an Bedürfnissen, die einem schnellen Wandel unterstehen.
Das Marketing für den Buchhandel und das Verlagswesen kann bis zu einem gewissen Grad thematisch fokussiert werden doch hier spielt die emotionale Bindung eine viel größere Rolle. So, wie Kundinnen und Kunden ihre Apotheke haben aber mit unterschiedlichen Gründen und Bedürfnisse hier einkaufen, hat die Buchhandlung die Aufgabe, die Kundenbindung durch Beziehung und Service zu pflegen.
2B) Diese weitläufigen Bedürfnisse der heutigen Leser, welche Sie erwähnen: Sind jene ein neuartiges Phänomen, welches man auch anhand der neuartigen Medien bzw. dem Internet erklären könnte (mehr Möglichkeiten für den Kunden, sich über Neues zu informieren)?
Aerni: Ich verstehe Ihre Frage nicht ganz. Welche Medien sind heute „neuartig“? Meinen Sie die Rumdumversorgung zum Thema oder zum Roman durch Computer-Spiele, Austauschforen, Fan-Webseiten, Kino etc.?
2C) Mit den neuartigen Medien meine ich Computer, Smartphones und Tablets, welche einen Zugang zum Internet gewährleisten. Darin sind auch unterschiedliche soziale Medien enthalten, durch welche der Kunde sehr schnell neue und
unterschiedliche Themebereiche kennlernen kann. Ihre erwähnten Austauschforen und Fan- Webseiten sind also ebenfalls damit gemeint. Das heisst nicht, dass sich all das um einen spezifischen Roman dreht, sondern allgemein die Möglichkeit, sich durch die Medien für neue Thematiken zu interessieren darstellen soll.
Aerni: Sie meinen also, dass die digitalen Angebote im Web mit der Zeit die Medien wie Buch, Zeitschrift und Zeitung ersetzen oder gar ablösen würden? In einem Teil
gewiss, vorallem bei Sachthemen wie Medizin zum Beispiel. Früher standen dicke Ratgeber und Handbücher im Regal, heute sucht man per Maus und surfend nach Rat und Tipps. Bei Hobby-Interesssen wie Haustiere, Gartenbau, Dekoration, Motorrad, Auto, Fischen, Wandern etc. werden weiterhin Bücher und Fachmagazine einen Wert haben, zum Teil mit Sammelwert. Ein leidenschaftlicher Ornithologe wird auch künftig in schönen Vogelbüchern blättern wollen. Die neue Technik wird die alte nicht gänzlich ersetzen, sie aber in eine Nische treiben und ergänzen.
2D) Sie erwähnen des Öfteren die Tendez der Menschen, das Buch dem digitalen Medium (eBook, Internet etc.) vorzuziehen, da diese noch über eine Aesthetik bzw. eine gewisse Handlichkeit verfügen. Glauben Sie, dass sich dieses Konzept auch auf andere Aspekte anwenden lässt (bspw. Papier-Krankenakten anstelle eines schwierigen Tools mit allen Daten der Patienten), sodass es immer eine gewisse Hinderung an der
„kompletten“ Digitalisierung geben wird?
Aerni: Interessant ist, dass die corona-bedingte Forcierung der Digitalisierung sich nicht überall niederschlägt. Mode, Technik u. ä. wird vermehrt online gekauft aber es boomen auch Lebensmittel aus der Region, die in Bioläden oder auf den Hofläden der Bauernhöfen gekauft werden. Viele Bauernhöfe mit eigenen Läden wurden förmlich
überrannt. So auch die Baumärkte und Gartengeschäfte erlebten Umsatzzuwachse. Wie oft hört man auch Aussagen von Zeitgenossen, die sagen, dass sie einen langen Text ausgedruckt besser und genauer lesen können als am Bildschirm.
Sie sprachen auch die Medizin an. Da herrschen auch Ängste in Sachen Datenschutz oder über Informationen, zu denen der Patient keinen Zugang bekommt. Vielleicht ist das Wort Digitalisierung ein zu großes, da zu viel davon erwartet wird.
3A) Die Digitalisierung hat einen grossen Einfluss auf den Wandel unserer Kultur
(Kultur defniert laut Duden). Das analoge Buch ist ein wichtiger Grundbaustein von vielen verschiedenen Kulturen. Wenn wir nun die Erfindung und Nutzung des eBooks als ein Beispiel für die Digitalisierung betrachten, was schätzen Sie dann, hat die Digitisierung und folglich die Digitalisierung von analogen Büchern zu eBooks für eine Auswirkung auf die Kulturen (Sie können auch beispielhaft nur auf die Schweizer Kultur eingehen)?
Aerni: Das ist ein weites Feld und dazu gibt es tonnenweise Studien. Was das digitale Lesen anbelangt, sehe ich in Sachen Lese- und Sprachkompetenz etwas pessimistisch in die Zukunft. Digitales Lesen zeigt sich sehr flüchtig und oberflächlich; es wird schnell gescrollt, an der Technik gespielt und oft fehlt das Gefühl der Länge des Textes. Die Geduld, 300 oder 500 Seiten zu lesen, kann beim E-Reader oder am Screen erodieren. Der Akt des Öffnens eines Buches mit Aussicht auf seine Seitenzahl lässt den Lesenden im Vorraus einschätzen, auf was er sich da einlässt. Das Tempo bestimmen die Augen und das Blättern, die Umstellung der Augen zwischen gedruckten Seiten und Abschweifen sind anders und wirken beruhigender, obwohl die neuen E-Reader sehr gute Schrift- und Lichtqualität aufweisen. Die Lektüre von langen und kompexen Sätzen werden oft zusätzlich belastet durch Sub- und Metaoptionen, wenn Begriffe verlinkt sind. Ob der Mensch mit der Zeit die Lesequalität, die er beim Lesen eines Buches, in der digitalen Landschaft wieder einholt, ist offen. Vielleicht wird noch mehr gezappt und geklickt werden als heute schon. Doch das Buch als Medium wird bleiben. Gerade schön gestaltete Werke der bibliophilen Art wie Kunstbücher, Werke über Geschichte, Gesellschaft, Philosophie oder andere schöngeistige Themen. Vielleicht mausert es sich wie bei einem guten Wein, der eigentlich auch in günstigen Tetra-
Packung gekauft und aufgetischt werden könnte. Doch der genießende Mensch wünscht sich eine schöne Flasche mit edlem Etikett und wenn noch etwas Staub drauf liegt, umso besser.
Schlussendlich lagert die Geschichte unserer Kultur gedtruckt in großen Sadt-, Kantons- und Nationalbibliotheken und haben den Vorteil, einfach in die Hand genommen zu werden. Es braucht weder ein Gerät, noch eine funktionierende Software, sondern nur genug Licht und das Vermögen des Lesenden, die Schrift und die Sprache zu verstehen … und natürlich genug Licht.