von: Urs Heinz Aerni
18. April 2017

Buchtipp: Sonntagmorgen

Eine Erzählung von Christine Trüb

© Limbus Verlag

Eine kleine Französin mit dunklen Stirnfransen und hellem Lachen trifft in einem Hotel auf einen reichen älteren Amerikaner, der sie vom Fleck weg heiraten will. Sie sagt schließlich Ja zu einer trotz allen Wohlstands ungewissen Zukunft und lässt sich leichtsinnig auf den Versuch eines mondänen Lebens ein.
An diese kleine Französin muss sie beispielsweise denken, wenn sie ganz bei sich ist und alle Zeit der Welt hat, um ihren Erinnerungen nachzuforschen. Es beginnt eine rastlose Spurensuche, die ihr nach und nach den geheimen Zusammenhang von Offensichtlichem und Verborgenem, von Herkunft, fataler Liebe und Todessehnsucht entdecken wird. Denn es ist kein Zufall, dass wir gerade auf jene Fragen, die uns radikal angehen, zeitlebens keine Antwort erhalten, wenn wir nicht selbst danach suchen.

Kommentar: Feinspurige Sprache mit Feingespür für das Innere von Herz und Sinn. Urs Heinz Aerni

 

Weitere Stimmen:

„Christine Trüb hat ein fein gewirktes Erzählgewebe geschaffen, und unverkennbar ist auch hier ihr leise fragender, ergründender Ton. Manchmal dehnen sich die Sätze über eine Seite oder umfassen ganze Geschichten, doch wirkt dies nie forciert, sondern ist von natürlicher Leichtigkeit.“
Andrea Lüthi, Neue Zürcher Zeitung

„Gern überlässt man sich der behutsamen Sprache, welche die Erzählerin für ihre Erinnerungen findet. Die komplexen Satzgebilde sind mit starken Gefühlen aufgeladen und fliessen dennoch leicht dahin. Die Autorin schafft Raum, in dem die Lesenden die Geschichten selbst in ihren Details weiterspinnen können.“
Heinrich Boxler

„Christine Trübs leichte Erzählung rankt sich mit dutzenden Anspielungen auf Erzähltheorien durch den Vormittag, so könnte Erinnerung ablaufen, so läuft vielleicht das Leben ab. Eine phantastische Verknotung von realistischen Dingen, ein Soufflé aus dem Backrohr der Erzählkunst.“
Helmuth Schönauer

Das Buch: Christine Trüb: Sonntagmorgen, Erzählung, Limbus Verlag