von: Urs Heinz Aerni
19. April 2015
© Offizin Verlag
Das schreibt der Verlag:
Nach der Geburt wird Otto Riedo im Waisenhaus untergebracht, obwohl die Eltern bereits zwei Kinder haben und weitere zwölf zeugen werden. Die Familienverhältnisse und die ärmliche Herkunft bestärken ihn im Wunsch, sich hochzuarbeiten und ein ‹normales› Leben zu führen. Nach der Lehre als Bäcker schliesst sich die Zeit als Kaufmännischer Angestellter an, dann wird er Primarlehrer. 1970 folgt die Heirat, darauf zwei Kinder.
Doch die Brüche in diesem Leben werden spätestens in den 1980er-Jahren auch von aussen sichtbar. 1992 schließlich wird Riedo aufgrund seiner Pädosexualität verhaftet, angeklagt, flieht nach Thailand, scheitert, wird ausgeschafft und steht, zurück in der Schweiz und nach seiner Verurteilung, vor dem finanziellen und sozialen Nichts.
Nach dem unerwarteten Tod stößt der Sohn auf Unterlagen seines Vaters, von denen er nichts wusste und die ihm ein Leben zeigen, von dem er nur abgegrenzte Teile gekannt hatte und ihn fragen lassen, wer dieser Mensch eigentlich war.
Kommentar: Ein verstörendes Buch im positivem Sinne. Riedo geht an Thema an, persönlich, differenziert mit dem Versuch, Unverständliches begreifbar zu machen. Die Grenze zwischen Abgrund und Alltag ist nie klar, nie richtig zu erfassen. Das Buch lässt den Lesenden nicht in Ruhe und gehört zur Lektüre, die einmal mehr zeigt, wie schlimm die Facetten des Lebens sein können aber eben zur Realität gehören … und wohl nie gelöst werden können, um neues Leid zu verhindern. Urs Heinz Aerni
Stimmen:
«Mit Anteilnahme und Erschütterung habe ich den Text gelesen. Das Drama Ihres Vaters, die Geschichte einer unmöglichen Liebe und ihrer sozialen Folgen, ist eine berührende Lebenstragödie. Sie ohne Ausflüchte der Öffentlichkeit zu präsentieren, braucht heutzutage Mut.»
Christoph Geiser
«Das ist ein schwieriger und wichtiger Stoff, den Dominik Riedo aber auf eine Art darstellt, wie man sie solchen Stoffen wünscht: persönlich und doch der Sache verpflichtet, urteilend, doch nicht überhastet. Ein Buch, das bewegt.»
Tim Krohn
«DAS BEDRÜCKENDE DOKUMENT EINER VERLORENEN EXISTENZ / Dieses Unterfangen ist ein Wagnis: Der Nachruf eines Sohnes auf seinen pädophilen Vater. Das Wagnis hat sich gelohnt. ‹Nur das Leben war dann anders› ist das ebenso beklemmende wie hoch aktuelle Dokument einer Auseinandersetzung, die keine einfachen Antworten findet auf komplexe Fragen; was Dominik Riedo in diesem Buch verhandelt, zielt in die Mitte unserer Gesellschaft.»
Ruth Schweikert
Dominik Riedo (*1974 in Luzern) lebt und arbeitet als Schriftsteller und Mitherausgeber von Aufklärung und Kritik. Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie in Bern. Er war von 2007-2009 Kulturminister der Schweiz; von 2010-2012 Präsident des DeutschSchweizer PEN Zentrums;und von 2004-2006 Lehrbeauftragter der Universität Zürich. Bisher hat Dominik Riedo 15 Bücher veröffentlicht. pd
Das Buch: Nur das Leben war dann anders
Autor: Dominik Riedo
Ausgabe: 1., Aufl., ISBN/EAN: 9783906276106, Seitenzahl: 272