von: Urs Heinz Aerni
5. November 2014
© Edition Laurin - Buchcover
Auf den ersten Blick ist Paula eine ganz normale junge Frau: Sie ist schnippisch und schreibt Tagebuch; von moderner Kunst hält sie wenig. In ihren Augen fehlt diesen Bildern nicht nur der Titel, sondern auch sonst so ziemlich alles, was sie sich von einem Kunstwerk erwartet. Bis sie eines Tages als Model einem um einiges älteren Maler begegnet, der ihr Leben grundlegend verändert. Schon der Geruch seines Ateliers ist anheimelnd, die Ruhe, die er ausstrahlt, beruhigend. Und was sie sich lange nicht eingestehen wollte, wird plötzlich offensichtlich: Er beginnt ihr zu fehlen. In einem Wechselbad der Gefühle findet sie kurzzeitig zu Freiheit und Glück. Selma Mahlknechts gemeinsam mit Herbert Rosendorfer unterhaltsam geschriebener Roman ist voller origineller Szenen und spannender Wendungen.
„Diese Tage sind so voller Leere. Was hier wie ein Widerspruch steht, stimmt: Auch die Leere kann erfüllend sein. Nie spürt man es deutlicher als kurz vor dem Einschlafen, wenn dieses kleine Nichts, das man immer verborgen in sich trägt, sich plötzlich ausdehnt und über den scheinbar unaufhaltsamen Wirbel von Worten, Geräuschen, Bildern, Düften legt, bis alles ausgelöscht ist im sanften Schwarz des Schlummers. Ich brauche nicht über meine Gefühle nachzudenken. Was ich wissen muss, weiß ich: Sie sind echt. Sie sind gut. Das reicht. Jetzt kann kommen, was will.“
Kommentar: Sie sind selten und oft nicht gelungen, Literatur zu zweit gemacht. Hier aber passt es sehr gut. Das Buch fördert Leselust und treibt es wieder gekonnt an, die Sache mit der Kunst und eben … die Liebe. Ein Dank an den Verlag für solche Bücher neben dem Rauch des Bestseller-Getöse! Urs Heinz Aerni
Das Buch:
Roman Hardcover mit Schutzumschlag, 320 Seiten
Preis: € 19,90, ISBN 978-3-902719-91-1, Edition Laurin Innsbruck
Selma Mahlknecht, 1979 in Meran geboren. Studium Drehbuch und Dramaturgie an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Zahlreiche Theaterinszenierungen. Ötztaler Literaturpreis. Stadtschreiberin von Kitzbühel. Lebt in Rabland (Südtirol). Zuletzt erschienen: Im Kokon (2007), Es ist nichts geschehen (2009), Helena (Raetia, 2010).
Herbert Rosendorfer, 1934 in Bozen geboren. Jurist und Professor für Bayerische Literaturgeschichte. Er war Gerichtsassessor in Bayreuth, Staatsanwalt und ab 1967 Richter in München, von 1993 bis 1997 in Naumburg/ Saale. Mitglied der Bayerischen Akademie der Künste. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt Corine-Buchpreis 2010. 2012 ist er in Südtirol gestorben. Seit 1969 zahlreiche Veröffentlichungen darunter die Briefe in die chinesische Vergangenheit. Zuletzt erschienen: Huturm (folio, 2012).