von: Urs Heinz Aerni
17. August 2015

Buchtipp: Kunst muss brennen

"Mit Kauf dieser Eintrittskarte begeben Sie sich freiwillig in Lebensgefahr.“

© Taschen Verlag

pd: 100 Meilen von der Kasinostadt Reno entfernt liegt in der unberührten Wildnis Nevadas eine ausgestorbene, menschenfeindliche Gegend mit dem Namen Black Rock Desert. In den letzten 10.000 Jahren war sie fast immer ein tischflacher, ausgetrockneter Seeboden, über den der Wind hinwegheult. Immer, mit Ausnahme einer kurzen Woche gegen Ende des Sommers, wenn sich auf dem toten Staubvorübergehend eine Stadt erhebt.

Das ist die surreale und irrwitzige Location des Burning Man Festivals. Die Menschen, die sich hier von der Sonne braten und vom Staub sandstrahlen lassen, sind auf der Suche nach ganz unterschiedlichen Dingen: Gemeinschaftserlebnis, spirituelles Abenteuer, größte Bühne der Welt, Outdoor Rave, alternative Lebensformen. Das Festival ist außerdem Inkubator für einige der außergewöhnlichsten Kunstwerke im öffentlichen Raum weltweit: Ein mechanischer, feuerspuckender Tintenfisch, ein 15 m hoher Tempel aus Sperrholz und natürlich der Man, der dem Ganzen den Namen verleiht – eine menschenähnliche Skelettskulptur, die am Ende des Festivals abgefackelt wird.

Autor und Fotograf NK Guy hat in diesem Buch die besten Kunstwerke aus 16 Jahren Burning Man zusammengestellt. Seine mitreißenden Bilder geben einen überzeugenden Eindruck von den Installationen und Skulpturen: kollektiv, vergänglich, partizipativ – sie alle existieren ein paar Tage lang hier in der Wüste, einfach nur, weil jemand etwas zum Ausdruck bringen wollte. Das Ergebnis legt Zeugnis einer Lebensweise ab, die sich bewusst von Egoismus, Käuflichkeit und Machtspielen der Mainstreamkultur abwendet: Burning Man ist eins der kulturellen Epizentren unserer Zeit und steht für reinen, ungehemmten künstlerischen Ausdruck.

Ein verrücktes Buch! Schauen Sie es sich per Mausklick näher an…