von: Urs Heinz Aerni
6. September 2020
© - Hubert Spörri
Information vom Verlag:
„Hubert Spörri hat sich intensiv mit Leben und Werk von Pater Alberik Zwyssig (1808 – 1854) befasst. Dabei stiess er immer wieder auf interessante Details im Umfeld des „Schweizerpsalms“. Diese Randgeschichten hat er nun in einem Buch zusammengefasst. Das Ergebnis ist eine Gratwanderung zwischen wissenschaftlicher Abhandlung und spannendem Geschichtsbuch, in dem uns die historischen Begebenheiten in zeitlicher Abfolge klar und verständlich vor Augen geführt werden.
In packender Weise dokumentiert der Autor die Aufhebungen schweizerischer Klöster seit dem Überfall französischer Truppen auf die Schweiz (1798). Welche „Gefahr“ von den Klöstern für die damaligen Politiker ausging, zeigt sich beispielhaft im Vorgehen gegen die Klöster Muri und Wettingen (1841): Zur Vertreibung der wenigen wehrlosen Mönche wurden Kanonen und 15 000 Soldaten eingesetzt.
Der Berufung von nur sieben Jesuiten an Luzerner Schulen (1844) ging eine unsägliche Hetzkampagne voraus. Nach drei bewaffneten Auseinandersetzungen werden die Jesuiten ausgewiesen und in der Schweiz verboten.
Die Geschichten ziehen den Leser immer wieder in den Bann, sorgen doch ein korrupter Klosterverwalter, eine attraktive Klosterangestellte, eine emigrierte Wiener Sängerin und ein Überlebender von Napoleons Russlandfeldzug für Verwirrung, Spannung und eine Prise Erotik.
Als unbeschadetes Nebenprodukt der damaligen Wirren hat der Schweizerpsalm alle Stürme überdauert. So wirft der Autor auch einen Blick in die Zukunft und träumt von einem grossartigen Klosterjubiläum im Jahre 2027, in dessen Verlauf es zu einer fiktiven Talkshow mit Vertretern des 18. bis 21. Jahrhunderts kommt. Ein streng geheim gehaltener „special guest“ beehrt die Runde …“ (kk) www.schweizerpsalm.ch
Kommentar: Die immensen Recherchen, die viel historischen Einblick vermitteln, lassen gelungen den Lesenden ganz nah bei den Menschen von damals landen. Die literarische Form mit den Dialogen wirken da und dort etwas zu modern, zu fest im Ton des jetzigen Zeitgeistes. Aber das machen die vielen Zitate wieder wett. Auch wenn man sich die Schriftgröße etwas kleiner und den Umbruch etwas professioneller wünschte und ein externes Lektorat noch mehr Passagen etwas zuspitzen hätte können, ist das Werk ein Muss für alle, die sich nicht nur für die Kirchengeschichte interessieren, sondern auch die Prozesse, die das heutige Europa prägten, besser verstehen möchten. Unser Tipp: Kaufen und sich darin verlieren um danach wieder etwas gescheiter auftauchen zu können. Urs Heinz Aerni
Das Buch: „Klosterfest – Ein historiographisches Lesebuch“ von Hubert Spörri.