von: Urs Heinz Aerni
8. Januar 2018
© Aris Verlag
Das schreibt der Verlag: Der Romanheld W. polarisiert. In schrecklich schönen Briefen verführt er Frauen in unanständiger Zahl und parallel. Wer ist W.? Ein emotionaler Ausbeuter, überlassen einem ausser Rand und Band geratenen Narzissmus, bar einer jeden Empathie und ein ziemliches Arschloch? Oder womöglich doch bloss ein verletzter Romantiker, dem Zeitgeist zum Trotz, auf unbeirrbarer Suche nach den ganz grossen Gefühlen? Oder nochmals anders, einfach ein Schreibbesessener, hingerissen von Macht und Magie der Sprache, dabei gar aus dem Blick verlierend, wovon sie überhaupt handelt? Einer, der es immer und immer wieder erleben muss, was diese doch so dürren Zeichenketten, wenn sie denn nur genügend geschickt gesetzt sind, an emotionalem Geschehen in Gang zu setzen vermögen?
Kommentar: In der Menge der plotorientierten Bestsellern tut dieser Roman von Daniel Sonder richtig gut. Warum? Weil er nicht einfach eine Geschichte süffig erzählt, sondern weil er an Gedanken und Sätzen feilt, weil er schreibend laut nachdenkt, weil er ein entschleunigter Schreiber zu sein scheint und auch dem Lesenden auf erfreulicher Weise das Tempo nimmt, so dass das eigene Sinnieren über seinen Text zur Unterbrecherwerbung der eigenen Reflexion wird. Schon allein die Passage über einen gewünschten Mechanismus, der nach einer bestimmten Zeit einer Beziehung einrasten und funktionieren müsste, ist faszinierend. Es ist oder könnte ein Buch sein, das nicht einfach gelesen werden soll, sondern man liest an diesem Buch, was die Halbwertszeitverlängerung dieses Werkes erfreulich verlängert. Urs Heinz Aerni
Das Buch: „Der Schönschreiber“ von Daniel Sonder, Aris Verlag, 978-3-9524654-3-1