von: Monica Heinz
18. Februar 2015
© Edition Meerauge
Ein in der Ich-Perspektive erzählter Roman in achtundreißig kurzen Kapiteln, voller Symbolik. Mari eine alleinerziehende Mutter, von Zwillingen, die bereits mit siebzehn von zu Hause wegging um einem Maler nach Italien zu folgen, nutzt nun das Einzige was sie kann um Geld zu verdienen. Zusammen mit einer Freundin gründet sie einen privaten Abendtisch. Leute kommen und lassen sich gegen Bezahlung von ihr bekochen in einer anderen häuslichen und doch professionellen Atmosphäre. Seit ihrer Jugend trägt sie Gürtel und Stiefel, als gürte sich damit den Unterleib ab und ohne fühlt sie sich nackt. Nach ihrer Trennung ist sie Affären nicht abgeneigt, lebt ihre Sexualität aus. In der Küche lebt sie die Sinnlichkeit durch ihre Kreationen aus. Dann treten wie aus dem nichts Würgeanfälle auf. Das „Recken“ wie sie es nennt. Nach und nach kommt ans Licht, dass dies ein Signal des Körpers ist, welches sie auf ein Erlebnis aufmerksam zu machen versucht. Es scheint als ob die Kreise mit denen sie oft ihre Speisen dekoriert als Symbol stehen für das Verschweigen und im Kreis herum reden stehen. Was schlussendlich hinter dem „Recken“ steht , ist ein Tabuthema der schlimmsten Sorte. Sie geht jedoch offen damit um und stürzt ihr Umfeld in Fassungslosigkeit. Ihre Freundin wendet sich auf eine Weise ab, die sie nie erwartet hätte, ihre Kinder stehen zu ihr und am Schluss schliesst sich durch ein Geschenk ihres Vaters der Kreis und sie beginnt mit ihrem neuen Partner ein anderes Leben.
Fazit: Trotz allem gelingt es der Autorin dem Leser Lust auf diese privaten Abendtische zu machen, allein diese wären Stoff für weitere Geschichten.
Monica Heinz, Vielleserin und freie Autorin
Das Buch: Simone Schönett: „Der Private Abendtisch“, Roman, Edition Meerauge
Simone Schönett
Geboren 1972 in Villach, Studium der Romanistik, Pädagogik und Medienkommunikation. Seit 2001 freie Schriftstellerin. Zahlreiche Veröffentlichungen von Lyrik und Kurzprosa in Anthologien und Zeitschriften. Diverse Literaturpreise und Anerkennungen, darunter zwei österreichische Staatsstipendien für Literatur (2004/2005 und 2011/12) und 2014 der Kärntner Lyrikpreis der STW Klagenfurt Gruppe. 2002 erschien Schönetts erster Roman »Im Moos«, 2005 die Erzählung »Nötig« (beide Verlag Bibliothek der Provinz), 2010 der Roman »re:mondo« (Edition Meerauge). Im Sommer 2012 folgte ihre Novelle »Oberton und Underground«, im Februar 2014 der Roman »Der Private Abendtisch«. Gemeinsam mit Harald Schwinger verfasst Schönett auch dramatische Texte. Für das Drehbuch »Innere Liebe« erhielten sie 2004 den Förderpreis des Carl-Mayer-Drehbuchwettbewerbs (Diagonale/Stadt Graz). Zuletzt erschien »Zala. Drama in sieben Bildern/Drama v sedmih slikah« (Edition Meerauge 2011). Ebenfalls gemeinsam haben Schönett und Schwinger das Künstlerkollektiv WORT-WERK (www.wort-werk.at) gegründet, das u. a. die »Nacht der schlechten Texte«, eine ironische Plattform für experimentelle Formen von Literatur, veranstaltet und die Zeitschrift »amende – Magazin zur Kultur der Endlichkeit« (www.amende.at) herausgibt. Simone Schönett ist Kolumnistin u. a. von Liga, des österreichischen Magazins für Menschenrechte, und Mitglied der IG Autorinnen Autoren sowie der Grazer Autorinnen Autorenversammlung. Quelle: Edition Meerauge Klagenfurt