von: Urs Heinz Aerni
25. Dezember 2014

Buchtip: „Wie die Monate das Jahr

Gegenwart, gespiegelt im Mittelalter Oswalds von Wolkenstein.

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pd / Myriam, die Ich-Erzählerin hat sich für ein Jahr von ihrer Arbeit als Werbegrafikerin zurückgezogen; sie will zeichnen. Sie „zeichnet mit der Seele“ und vergewissert sich dabei ihrer selbst.
Ganz anders fühlt und lebt Max Leiser, Inhaber einer Werbeagentur, Myriams Auftraggeber und männlicher Antipode – für ihn ist „die Welt ein Schachbrett“. Als Max verreist, berichtet Myriam in Briefen von ihrer Arbeit an den Zeichnungen zum mittelalterlichen Barden Oswald von Wolkenstein, in dem sie Max spiegelt und sich ihm nähert – so wie anderen Gestalten der Wolkensteinlegende.
Anita Pichlers dreigeteilte Erzählung, erstmals 1989 erschienen, ist eine schillernde, mehrschichtige Szenenfolge aus kleinen Prosasegmenten. Hier bildet sich Gegenwart in der Vergangenheit ab, Myriam verwebt die Begebenheiten aus ihrem Alltag mit den Geschichten um Oswald von Wolkenstein und den ladinischen Legenden.

Anita Pichler ist 1948 in Schenna bei Meran/Südtirol geboren. Bereits mit 17 Jahren verließ sie ihren Herkunftsort und lebte in Triest. Sprach- und Literaturstudium an der Universität Ca’ Foscari in Venedig. 1978 zog sie nach Ostberlin, ab 1982 war sie mehrere Jahre Universitätslektorin in Venedig. Anita Pichler starb im April 1997 in Bozen. Selbstständig erschienene Werke: „Die Zaunreiterin“ (1986), „Wie die Monate das Jahr“ (1989), „Die Frauen aus Fanis“ (1992), „Beider Augen Blick“ (1995); zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften, literarische Übersetzungen, u. a. von Vincenzo Consolo.

Kommentar: Ladinische Legenden und Mythen vermischen sich mit Welten von heute. Irgendwie ein Elixier, das wir brauchen. Ein Lob an den Folio Verlag, dass dieses Buch wieder neu im Buchladen zu haben ist! Urs Heinz Aerni

Das Buch:

Anita Pichler Wie die Monate das JahrErzählung

Neuausgabe, mit einem Nachwort von Christine Riccabona und einer editorischen Notiz von Sabine Gruber und Renate Mumelter,
und zwei Radierungen von Markus Vallazza
Transfer Bibliothek 122

Gebunden mit Schutzumschlag,
160 S., 13,5 x 21 cmISBN 978-3-85256-649-8