von: Urs Heinz Aerni
19. Dezember 2016
© Pressebild Schauspielhaus Zürich
In der Schweiz wird heftig über die Zukunft der Medien debattiert. Während in Ungarn oder in der Türkei die Presse unter die Räder der Staatsmacht gerät, scheint in der Schweiz es klammheimlich zu geschehen, durch die Unterwanderungen der Medien mit Parteiideologien. Der Schweizer SVP-Stratege Christoph Blocher sorgte durch seine Übernahme der BASLER ZEITUNG für Unmut. Roger Köppel verwandelte die gute alte WELTWOCHE in ein Blatt mit derselben politischen Sicht der Dinge. Richtig, es gab immer schon Medien, die klare politische Haltungen vertreten wie die WOCHENZEITUNG und die P.S. ZEITUNG auf der linken Seite und beispielsweise die NZZ für die FDP. Nur, beim Kauf einer Zeitung, wusste der Lesende, aus welcher Richtung sie entstammt. Was allerdings akut zu sein scheint, sind die Strategien, durch wirtschaftliche Einflussnahmen die publizistische Richtung der Blätter zu steuern.
Ist die vierte Gewalt gefährdet? Verlieren wir die freien und kritischen Medien?
Guy Krneta initiierte damals nicht nur „Rettet Basel“, sondern entwickelte das Bühnenstücke mit anschließender Diskussion „In Formation“, das nun in Zürich über die Bühne geht. Mit dabei sind auch Protagonisten, die wissen, um was es geht. Unsere Empfehlung für kritische und lesende Geister im schönen Zürich. Urs Heinz Aerni
„In Formation“
von Guy Krneta
mit Texten von Laurin Buser und einem Gespräch mit Dirk Baecker, Elisabeth Bronfen, Miriam Meckel und Constantin Seibt
In Umgangssprache und Hochdeutsch
Uraufführung
Regie Sebastian Nübling / Bühne Muriel Gerstner / Kostüme Pascale Martin / Musik Lars Wittershagen
Mit Klaus Brömmelmeier, Laurin Buser, Rahel Hubacher, Henrike Johanna Jörissen, Nicolas Rosat
Die Presselandschaft befindet sich im Umbruch. Die vierte Gewalt weicht der Gewalt der User. Diese suchen ihre Informationen und Argumente lieber im Netz, statt sich eine Zeitung zu kaufen. Ein Graben tut sich auf: Auf der einen Seite die als „Lügenpresse“ verunglimpften Zeitungen, die unter dem Generalverdacht stehen, von politischen Eliten und kaltblütigen Finanzinvestoren beeinflusst zu sein. Auf der anderen Seite die „Konsumentinnen und Konsumenten“, die sich online informieren, deren virtuelle Bewegungen jedoch die Algorithmen der Suchmaschinen und Online-Plattformen speisen und gleichzeitig ihnen ausgesetzt sind. Steht mit dem beschworenen Untergang der Zeitung gar die Demokratie auf dem Prüfstein?
Spoken-Word-Autor Guy Krneta und Regisseur Sebastian Nübling haben das Stück auf Basis ihrer Recherche in den Redaktionsstuben, Hinterzimmern der Mächtigen und Brutstätten des neuen Journalismus entwickelt.
Im Anschluss an die meisten Vorstellungen findet jeweils ein Publikumsgespräch mit ExpertInnen aus der Medienlandschaft statt.
Schiffbau/Box