von: Simone Klein
9. Februar 2017

Buchtipp: Flashback – Klassentreffen

Simone Klein hat den Roman gelesen und meint folgendes...

© Innsalz

Der Top-Manager eines internationalen Lebensmittel-Giganten landet nach einem erfolgreichen Geschäftsabschluss am Flughafen Kloten. Eigentlich hätte Toni Forster den Tag mit Tochter Sophie verbringen sollen, denn Sophie hat Geburtstag. Stattdessen folgt er der Einladung seines ehemaligen Mitschülers Samy Grüter zu einem Klassentreffen. Auf dem Heimweg nimmt er zwei Anhalterinnen mit, um sich schließlich in einem ausgedienten Lager-Areal wiederzufinden, bevor es zu einer Festnahme durch die Polizei kommt. Wieder auf freiem Fuß, nimmt er in Zürich an der Eröffnung eines alternativen Kultur-Clubs teil, die unter der Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit stattfindet. Die Spende kommt aus Forsters Konzern. Was veranlasst ihn zu einer derart hohen Spende und worin liegt der Nutzen?

Zürich ist eine Business-Metropole, die nicht nur aus Zugezogenen, sondern maßgeblich auch aus Einheimischen besteht. Vieles erscheint überschaubar und niemanden verwundert es, dass ein weitgereister Zürcher seinen großen Deal im vertrauten Kreise begehen will. Doch vertrauen kann er offensichtlich niemandem mehr und auf ein wirklich launiges Klassentreffen wartet man vergeblich. Allenfalls am Rande wird es thematisiert und stattdessen zum Ausgangspunkt eines schwer zu durchschauenden Szenarios. Um Forster verdichtet sich ein Spinnennetz aus Intrigen, alten Seilschaften und Eifersüchteleien. Längst vergangene Ereignisse rücken wieder in den Fokus des Bewusstseins und könnten kaum düsterer sein. Erst am Schluss wird klar, wie die Fäden zusammenlaufen.

Der Autor Stefan Lackner fordert seine Leserschaft durch zahlreiche retrospektiv bedingte Zeitsprünge. Der anspruchsvolle Roman des in der Schweiz lebenden Österreichers liest sich wie eine Satire auf die vorherrschenden gesellschaftspolitischen Kräfte in Zürich. In der Handlung treten vermeintlich sozial-ökologische Interessen der Figuren hinter persönlichen Karrierestrategien zurück, die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Die Haltung einstiger Kritik in Sinne von „Alle denken an sich“ verwandelt sich Jahre später in ein entschiedenes „Ich denke an mich“.

Zu dem gelungenen Ergebnis eines handlungs- und figurenreichen Sozialkrimis mit Schauplatz Schweiz trägt die Perspektive des zugereisten Autors mit Sicherheit tonangebend bei. Möge der Roman zahlreiche Leser finden.

Bibliografie: Lackner, Stefan: Flashback – Klassentreffen. Munderfing: Verlag INNSALZ: 2017. ISBN 978-3-903154-14-8.

Simone Klein lebt als Autorin in Baden-Baden.