von: H.S. Eglund
3. Januar 2015

Auf den Spuren der Wikinger

Der Fischer Verlag zeigt Mut: Kurz vor Jahresende erschienen die berühmten Sagas der Isländer in neuer Übersetzung. Frisch aufgespürt in der Buchhandlung Montag in der Pappelallee im Prenzlauer Berg.

Im Vikingskiphuset auf der Museumsinsel Bygdoy in Oslo sind alte Schiffe der Vikinger aus der Ära der Isländersagas ausgestellt. Das Gokstadt-Schiff beispielsweise stammt aus dem Jahr 850. Mehr als tausend Jahre lag es im Tonboden eines Grabhügels, ehe es 1879 auf der Gokstad-Farm in Sandefjord ausgegraben wurde. © HS Eglund

Alle reden vom Massensterben der Buchhandlungen. Doch im Prenzlauer Berg wurden in den vergangenen Jahren immer wieder kleine, aber feine Buchhandlungen eröffnet. Ein Beispiel ist die Bücherstube „Montag“ in der Pappelallee, angrenzend an die Bremer Höhe. Eine echte Schatzgrube, denn neben ausgezeichnetem Kaffee lauert in den Regalen manch unerwartete Entdeckung.

Die Sagas der Isländer

Unter anderem diese: In seiner Buchreihe „Klassik“ hat der Fischer Verlag in Frankfurt am Main die ehrwürdigen Sagas der Isländer neu übersetzen lassen. Das Buch besticht durch sehr lesbare Texte, die dennoch dem Duktus mittelalterlicher Erzählungen verhaftet sind. Geschickt wurden fremd klingende Ortsnamen und landschaftliche Bezüge in die Übersetzung eingewebt und erläutert. Um sich die Dimensionen des riesigen Gebiets im Nordatlantik vor Augen zu führen, ist freilich ein Blick in den Atlas hilfreich. Denn die Wikinger waren tausende Seemeilen in stürmischen Gewässern unterwegs. Dazu benutzten sie flache Boote (Karfis), die man heute nur als Nussschalen bezeichnen kann.

Mit Leif Eirikson auf großer Fahrt

So wurden die Sagas von der Landnahme der ersten Familien auf Island und von den nordischen Skalden (Sängern) neu bearbeitet. Die Schriften entstanden im zwölften und 13. Jahrhundert. Zu den isländischen Sagas gehören auch die Berichte über die Besiedlung Grönlands unter Eirik dem Roten und die Sagas von der Entdeckung Amerikas durch seinen Spross Leif Eirikson, gleichfalls aus dem zwölften Jahrhundert.

Rund dreihundert Jahre hatten die Siedlungen auf Grönland Bestand, bevor sie von der Bildfläche verschwanden. Auseinandersetzungen mit den Inuit, Veränderungen im Klima und die Isolation von den isländischen Wurzeln ließen die kleine Population schrumpfen und degenerieren. Island hingegen blieb in der Hand der Kolonisten, wenn es im Mittelalter allerdings als äußerster Außenposten im unwirtlichen Nordmeer galt. Denn die Kontakte nach Grönland waren abgebrochen, fiel Eiriks Sippe dem Vergessen anheim.

Umfangreiche Erläuterungen

Zahlreiche Landkarten sowie ein umfangreicher Anhang untermauern etliche Details der Kultur und den Alltagslebens auf den Inseln am Polarkreis. Auf diese Weise gerät das handliche Taschenbuch zu einem interessanten Nachschlagewerk rund um die Inselvölker und ihre wagemutigen Seefahrten aus der Zeit der ersten Jahrtausendwende.

Buchhandlung Montag

Fischer Verlag
Isländersagas
ISBN 978-3-596-90587-4
Preise: 12,99 Euro (D), 13,40 Euro (A), 19,50 SFr (CH)