von: SES, Nils Epprecht, Projektleiter Strom&Atom / uha
17. Dezember 2016

Atomstrom immer teurer

Die Schweizer seien zwar für den Ausstieg aus der Atomenergie aber die schnellere Variante wurde durch eine Volksabstimmung abgelegt. Laut der Energiestiftung SES würden die Stillegungs- und Entsorgungskosten immer teurer.

© Grafik SES

Die heute publizierte Kostenstudie 2016 zeigt bei der Schätzung der Stilllegungs- und Entsorgungskosten der alten AKW eine Konstante: Es wird immer teurer. In der dritten Kostenstudie seit 2006 sind die von der Branche selbst veranschlagten Back-End-Kosten zum dritten Mal angestiegen – auf mittlerweile 22.8 Milliarden Franken. Das ist eine Steigerung von knapp 50 Prozent seit 2006. Unabhängige Experten schätzen die Kosten derweil auf 50 bis 100 Milliarden Schweizer Franken. 

Weiterhin zu optimistische Schätzungen
Die Kostenstudie 2016 weist zwar Prognoseunsicherheiten besser und transparenter aus. Weiterhin scheint der Endbetrag jedoch zu optimistisch: So rechnet das mit der Stilllegung von AKW bereits erprobte Deutschland mit rund drei Mal höheren Stilllegungskosten als die Kostenstudie 2016. Bei der Entsorgung gehen unabhängige Experten, wie der Geologe Marcos Buser, von 100 Milliarden Franken aus. Nils Epprecht, SES-Projektleiter Strom&Atom, fasst zusammen: «Atomstrom ist weiterhin viel zu günstig. Werden die Rückstellungen nicht erhöht, bleibt die offene Rechnung am Schluss an den Steuerzahlenden hängen.»

Kein Geld für Misserfolge
Auch für Misserfolge ist weiterhin kein Geld vorhanden. Doch im Entsorgungskonzept der Nagra ist die im Kernenergiegesetz vorgeschriebene Rückholbarkeit nach wie vor wenig erörtert. Und dies obwohl ausgerechnet diesem Aspekt aufgrund der Unfälle in alten Tiefenlagern wie Asse oder Wipp erhöhte Aufmerksamkeit auf der Kostenseite beizumessen ist. Im Fall von Asse werden Kosten von bis zu 6 Milliarden Euro alleine für die Rückholung von Abfällen bei einem misslungenen Projekt veranschlagt.

Kosten steigen, Beiträge sinken 
Stossend sind die provisorisch festgelegten Beiträge, welche die AKW Betreiber in der Zeitspanne von 2017 bis 2021 in die Fonds einzahlen sollen. Obwohl die Kosten für Stilllegung und Entsorgung höher ausfallen, als bislang angenommen, sinken die Beiträge für die AKW-Betreiber um rund einen Drittel. Überraschend muss das älteste noch kommerziell betriebene AKW der Welt in Beznau in dieser Zeitspanne gar keinen Beitrag zahlen. Begründung: Die Kosten für die Endlagerung würden 10 bis 15 Jahre später anfallen, als geplant. Bis dahin werde in den Fonds mehr Zins erwirtschaftet. «Weil die Nagra* schlecht gearbeitet hat, sollen die AKW-Betreiber nun belohnt werden? Das macht keinen Sinn», so Nils Epprecht weiter. «Das Risiko wird auf die Steuerzahlenden überwälzt. Kommt der Zins nicht wie erhofft, müssen sie bluten.» Im Sinne der Steuerzahlenden und des Gesetzgebers wäre es, jetzt die Beiträge rasch zu äufnen. So wäre das Geld zumindest ansatzweise vorhanden, wenn die alten AKW vom Netz gehen.

Quelle: SES 

Mehr Infos: http://energiestiftung.ch