von: Urs Heinz Aerni
3. Januar 2015

Arbeit kann Spaß machen

In der Bahn beobachtet

© Swissinfo

Da sitzen sie, die Pendler im Zugabteil zwischen Zürich und Zug. Übernächtigt, übermüdet und das Wochenende sitzt noch im Genick. Die Stimmung ist trüb und die Aussicht auf einen erfreulichen Büro-Montag ebenso. Ein Kaffee muss her, tiefschwarz und stark. Es scheppert von hinten, der verheißende Klang der Minibar. Kwasi Nyankson stammt aus Ghana und ist heute der Railbar-Stewart. Er lächelt und witzelt, er grüßt und wünscht einen guten Start, er sieht den Leuten in die Augen, zwinkert und schmunzelt, dass es nur so eine Freude ist. Als schiene die afrikanische Sonne durchs Zugabteil. Kwasi Nyankson liebt seinen Job. Gegenüber der Sendung Quer im Fernsehen sagte er, dass er eigentlich nur Glück und Getränke verkaufe. Für ihn sei jeder Arbeitstag ein neuer Tag. Die Minibar rumpelt durch die Sitzreihen und verwandelt die Montagsmorgenmienen zu Freitagsabendgesichtern. „Hut ab“, sag ich mir, wenn ich einen hätte. Deshalb erhielt er übrigens auch den Service-Ship-Award in Luzern als Auszeichnung für seine ungewohnte Art der Kundenbetreuung. Man macht sich so seine Gedanken, wie zum Beispiel über die Sorgen der Gastronomie, da Urlauber immer mehr nach Österreich abwandern oder über das Gejammer der Dienstleister wegen ausbleibender Kundschaft. Vielleicht, wage ich hier mal zu behaupten, liegt es nicht immer an der so genannten Überteuerung … Einmal, so erzählte mir Nyankson, habe ein Fahrgast gesagt: „Ist doch toll, dass Sie Schwarzfahren können, was?“. Dann habe der Herr über seinen lausigen Spruch laut gelacht. Daraufhin erwiderte unser Minibarmann: „Ja, aber ich verdiene dabei und Sie müssen zahlen.“ Also ich finde, er hat diesen Award verdient, Sie auch?