von: Ulrike Wörner
10. Dezember 2018
© Pressefoto der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer © Foto: CDU / Laurence Chaperon
Als Kramp-Karrenbauer Generalsekretärin der CDU wurde, erinnerte ich mich sofort an ihre unterirdische Meinung zur Ehe gleichgeschlechtlicher Paare: da könnten ja auch enge Verwandte oder mehr als zwei Personen heiraten, meinte sie. Sodom und Gomorrha! Das war 2015. An ihrer Meinung hat sie bisher nichts geändert, wie in aktuellen Interviews zu lesen ist. Die öffentliche Wahrnehmung hört bei ihr den Merkel’schen Ton, tatsächlich sind ihre Forderungen teils schärfer als die Seehofers. Beispiel: Abschiebungen nach Syrien. Also von wegen Mini-Merkel, eher Mini-Horst. Und die Alternativen? Ein bei englischsprechenden Hipstern hysterisch reagierender Spahn, der bei Arbeitskräftemangel in der Pflege Überstunden als großen Wurf präsentiert oder der gehobene Mittelstands-Merz, der die überschaubaren Renten mittels Aktien aufzupimpen empfahl und kurz mal das Asylrecht dorthin schicken wollte, wo der Pfeffer wächst. Also keine Alternativen.
Es ist schwer einzuschätzen, wie sich die neue CDU-Vorsitzende außenpolitisch positionieren wird, welche Akzente sie innenpolitisch setzen könnte, ahnt man, wenn man der Vorstellungsrede des nagelneuen Generalsekretär Ziemiak zuhört. Der besitzt nach eigenen Angaben ein inniges Verhältnis zur Nationalhymne und Deutschlandfahne und möchte mit deren Hilfe die CDU auf patriotischen Kurs bringen: Die Merzgetreuen können ihre Taschentücher getrost stecken lassen, denn die Union wird mit diesem Duo deutlich nach rechts rücken.
Meine ganz persönliche Freude über das CDU-Beben, darüber, dass eine demokratische Partei tatsächlich mehr als einen Menschen zur Wahl hatte, ist tatsächlich sehr banal. Ich freue mich auf die vielen Versprecher beim komplizierten Doppelnamen und darauf, wie bei Pegida – und anderen Rechtsdemos ein verkniffenes Krampf-Knarrenberger muss wech geblökt werden wird und all die Blöker*innen danach einen Knoten in der Zunge haben.
Und vielleicht, vielleicht werde ich Angela Merkel eine Mini-Träne nachweinen.