von: Verein International Arab Film Festival Zurich – IAFFZ
27. Oktober 2020
© Arab Film Festival Zurich Logo
2012 hat der private, konfessionell und politisch neutrale Verein International Arab Film Festival Zurich (IAFFZ) gemeinsam mit dem Filmpodium der Stadt Zürich das Arab Film Festival Zurich gegründet, das seither alle zwei Jahr stattgefunden hat. Ziel des Festivals war es von Anbeginn, zum einen die Vielfalt des Filmschaffens arabischer Länder zu zeigen und zum andern eine Plattform für den kulturellen Austausch zu bieten, die einem Schweizer Publikum die Möglichkeit gibt, jenseits der Berichterstattung in den Medien und aus erster Hand zu erfahren, wie das Leben im arabischen Raum aussieht.
In diesem Jahr findet das Arab Film Festival Zurich bereits zum fünften Mal statt – ein kleines Jubiläum, das durchaus gefeiert werden darf, auch wenn die diesjährige Ausgabe als Folge von Covid-19 wohl weniger Gästen aus arabischen Ländern die Einreise ermöglichen wird als bisher.
Erstmals wird dieses Jahr das Festival von Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch persönlich eröffnet, was uns eine grosse Ehre ist. Der Eröffnungsfilm am 19. November, die leise Komödie Good Morning von Bahij Hojeij, ist eine Hommage an Beirut, die nach der verheerenden Explosion vom 4. August nun auch als eine Art filmisches Denkmal für die versehrte Stadt gelten kann.
Eine weitere Premiere in dieser Festivalausgabe ist der Wettbewerb: Die 15 langen Spielfilme und Dokumentarfilme aus den letzten zwei Jahren werden von einer Jury bewertet, die sich wie folgt zusammensetzt: Yasmine Chouikh, die Tochter der algerischen Filmschaffenden Mohamed Chouikh und Yamina Bachir, hat mit ihrem Spielfilmerstling Until the End of Time (2017) eine meisterhafte Komödie vorgelegt, die Algerien bei den Oscars vertrat. Rasha Salti, in Toronto geboren und in Beirut aufgewachsen, ist international als Kuratorin für Kunst und Film tätig. Catherine Silberschmidt, Filmwissenschaftlerin und Filmhistorikerin aus Richterswil, beschäftigt sich seit Jahren vor allem mit dem arabischen Filmschaffen. Die Jury verleiht zwei Preise, für den Besten Film und für die Beste Regie.
Dieses Jahr widmet das Arab Film Festival Zurich nicht nur einem Filmland einen Schwerpunkt, sondern gleich deren zwei: Tunesien und Marokko, beide früher unter europäischer Fremdherrschaft, haben sich seit der Unabhängigkeit sehr unterschiedlich entwickelt, was sich auch in ihrem Filmschaffen niederschlägt. Am Samstag, dem 21. November, findet eine Podiumsdiskussion zum Filmland Tunesien statt, am Samstag, dem 28. November folgt die Podiumsdiskussion zum Filmland Marokko. Moderiert werden beide Veranstaltungen von Monika Bolliger, der ehemaligen Nahostkorrespondentin der NZZ. Als Gäste erwartet werden Filmschaffende und Fachleute zur kulturellen und politischen Lage der beiden Länder, wobei in einigen Fällen die Teilnehmenden via Internet zugeschaltet werden. Aktuelle Angaben zu den Gästen der Gesprächsrunden werden kurz vor den Veranstaltungen auf www.filmpodium.ch zu finden sein. Aus Tunesien und Marokko sind neben neuen Filmen auch Klassiker zu sehen, die den heutigen CineastInnen den Weg bereitet haben: Une porte sur le ciel (Marokko 1989) von Farida Benlyazid, Le collier perdu de la colombe (Tunesien 1991) von Nacer Khemir und La saison des hommes (Tunesien 2000) von Moufida Tlatli.
Das arabische Filmschaffen der letzten zwei Jahre ist formal wie inhaltlich äußerst abwechslungsreich. Auch wenn sich viele Filmschaffende mit den jeweiligen Zuständen in ihrem Land als Folge des mehr oder weniger gescheiterten Arabischen Frühlings beschäftigen, sind ihre Perspektiven und die Wahl der filmischen Mittel doch sehr unterschiedlich. Ihre Werke handeln von eigenwilligen und kämpferischen Frauen, von Liebe und Verrat, von Familie, Tradition und dem Versuch damit klarzukommen, von der Aufarbeitung der Vergangenheit, von persönlicher Integrität und der Suche nach Glück in einem korrupten, kaputten System, vom Krieg und seinen Auswirkungen auf das Leben der Einzelnen. Neben Dokumentarfilmen, die etwa die heutigen Wertekonflikte anhand einer zerrütteten Familie sezieren (A Haunted Past) oder die Entwicklung des Islam vom Sufismus zum Salafismus und darüber hinaus analysieren (Islam of My Childhood) reicht das Spektrum bis zum Thriller über die historischen Wurzeln des heutigen Chaos (Diamond Dust) und einer surrealen Parabel über den Ausstieg aus Krieg und Kapitalismus (Tlamess). Detaillierte Angaben zum ganzen Programm finden sich unter www.filmpodium.ch und www.iaffz.com.
Wo immer möglich werden die Filmschaffenden nach Zürich kommen, um ihre Werke vorzustellen und darüber zu diskutieren. Aufgrund der aktuellen Covid-19-Quarantänen werden die Gespräche mit einigen CineastInnen via Internet stattfinden müssen. Aktuelle Angaben zur Anwesenheit der Filmschaffenden werden auf www.filmpodium.ch zu finden sein.
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