von: Urs Heinz Aerni
20. Dezember 2016

2016 war ein trauriges Jahr

In Aleppo spielt sich einer der größten Tragödien ab, Bürgerkriege und Anschläge bedrohen unsere Gesellschaft. Wir Journalistinnen und Journalisten kommentieren.
Heute beim Zähneputzen dachte ich nach, was ich tun würde, wäre ich über Nacht zu einem Staatsoberhaupt erklärt worden. Unter der Dusche entstand im Kopf folgender Maßnahmekatalog:

© Urs Heinz Aerni

 

  1. Umgehende Einberufung aller betroffenen Staatschefs inkl. Türkei und Russland an einen runden Tisch zur Frage: „Was können wir gemeinsam unternehmen, damit unsere Zivilgesellschaft in ruhigere Gewässer kommt und Stabilität gewinnt?“ Ohne Druck, ohne Vorwürfe aber mit der Absicht, besser verstehen zu können.
  1. Umgehend zwei neue Tageszeitungen inkl. Webauftritt und Twitteraccount in Arabischer und Türkischer Sprache gründen. Inhalt analog mit den öffentlich-rechtlichen Medien mit dem Auftrag, zu berichten aber vor allem Fragen zu stellen, an die Leserinnen und Leser nach ihren Wünschen, Vorstellungen und Anliegen.
  1. Umgehende Einberufung von runden Tischen in allen Bundesländern mit allen Vertretern der Parteien und Glaubensgemeinschaften. Mit der Frage: „Wie geht es uns? Was sind die Bedürfnisse? Wo wollen wir zusammen hin?“ Und dies jeden Monat jeweils in Form einer Klausur ohne Druck. Teilnahmepflicht.
  1. Umgehende Gründung eines Beraterstabes bestehend aus Vertretern der fachspezifischen Bereiche von Universitäten, Hochschulen und eventuell Fachjournalisten. Keine Politiker und keine Parteivertreter.
  1. Umgehende personelle Unterstützung für die Kommunen in der Betreuung von Flüchtlingen, Arbeitslosen und Jugendfürsorge.
  1. Umgehender Abzug aller militärischen Kräfte aus den Krisengebieten und sofortige Erhöhung der Unterstützung für „Ärzte ohne Grenzen“ und anderen nichtkirchlichen Institutionen mit Projekten für Infrastruktur und humanitäre Hilfe.
  1. Finanzierung durch alle Ministerien. Streichung von Geldern, die momentan nicht für Bereiche gesprochen sind, die nicht zur Chefsache gehören. Das kann die Kultur, den Spitzensport, Großbauprojekte und Gala- oder sonstig ähnlich veranlagte Anlässe betreffen.

Spätestens beim Frühstück dachte ich nach, was wohl die Medien dazu kommentieren würden.

Es war ein trauriges Jahr, das 2016. Und wir gescheiten Wesen haben wieder mal nichts gelernt.

Urs Heinz Aerni