von: Kristin Schmid, St.Gallen
8. November 2022
© HPM Frauenfeld am Abend im Eisenwerk
Die große Linotype rattert und gießt zarte Wörter in Blei: «Blume Blume Blume» in dutzendfacher Wiederholung; bereit, um gedruckt zu werden, in grüner Schrift auf gelbem Papier. Maschinen und Poesie – auch die 15. Frauenfelder Buch- und Druckkunstmesse HPM war wieder für Gegensätze gut, genauso wie sie zuverlässig für Qualität und für produktive Atmosphäre steht und Profis ebenso anspricht wie das interessierte Laienpublikum. Insbesondere Kinder wurden bei der diesjährigen Ausgabe einbezogen. So entstanden bei Percy Penzel an der Linotype das Blumen-Poem oder gedruckte Namensschilder bei Gianna Schneeberger von Stampa Didot aus Tägerig. Die in Davos geborene Schriftsetzerin ist seit langem an der Frauenfelder Buch- und Druckkunstmesse dabei und druckte mit Gästen an ihrer selbst erfundenen Handpresse mit 100 Jahre alten Lettern. Wie zahlreiche andere Ausstellerinnen und Aussteller gab sie ihre Freude am Handwerk gerne weiter. Auch Hans Mühletaler begeisterte interessierte Personen für alte Drucktechniken. Der Drucker aus Nassen sprach am vergangenen Wochenende mit ansteckender Leidenschaft von dem magischen Moment, in dem sich das gedruckte Motiv auf dem Papier abbildet.
Das Druckhandwerk ist ein Schwerpunkt der zweijährlichen Messe in den Hallen im Frauenfelder Eisenwerk, weitere sind handgeschöpftes Papier oder die Gestaltung von Büchern und Karten: Hier dürfen Formate aus dem Rahmen fallen, Bücher als Leporellos daher kommen oder Papiere mit gepressten Blüten durchsetzt sein wie beispielsweise bei Patricia Müller vom Papieratelier Papelier. Die fragilen, handgeschöpften Unikate bildeten den Kontrast zu den Publikationen der Widukind-presse am benachbarten Stand: Limitierte Auflagen von Werken Dantes oder Nietzsches sind hier mit düsteren Radierungen illustriert. Verlage waren auch diesmal gut vertreten in Frauenfeld, so beispielsweise mit der Verlagsgenossenschaft (VGS) und dem Vexer Verlag aus St. Gallen, dem Verlag Donata Kinzelbach aus Mainz, dem Triest Verlag aus Triest, der Edition Thurnhof aus Horn in Niederösterreich oder Les Éditions TransSignum aus Paris.
Österreich, die Schweiz, Deutschland und Frankreich: Die 15. Frauenfelder Buch- und Druckkunstmesse HPM zeigte einmal mehr ihre Ausstrahlungskraft im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Der Ehrengast der diesjährigen Messeausgabe, Fred Lautsch, stammt aus Stralsund an der Ostseeküste. Seine druckkünstlerische Arbeit kreist um die Themen Meer, Fische, Wellen und war der Anlass für die Messe erstmals ein Motto zu bestimmen: «Blau» war an mehreren Messeständen zu sehen. Lautsch gestaltete den zentralen Raum zwischen beiden Messehallen mit wogenden Papierbahnen, die von einer kleinen Mechanik angetrieben wurden. Hier wie im gesamten Ausstellungsbereich sorgten die wirkungsvoll inszenierten Druckerzeugnisse, das anschaulich präsentierte Handwerk und die Begegnungen zwischen Publikum und Fachleuten für eine anregende Atmosphäre.
Kristin Schmidt, St. Gallen
Ergänzungen des veranstaltenden Vereins Bodoni-Club:
Die Messe mit den 50 Ausstellenden aus dem In- und Ausland wurde von über 1’000 Menschen besucht. Gemäß spontanen Umfragen reisten Besucherinnen und Besucher nicht nur aus der Region an, sondern zum Beispiel aus Bayern, Baden-Württemberg, Genf, Bern, Zürich, Basel, Konstanz, Bregenz, Luzern und anderen Regionen.
An der Eröffnung stellte die OK-Leiterin Esther Menzi das Team vor und verdankte deren großen Einsatz.
Der Stadtpräsident von Frauenfeld, Anders Stokholm, gratulierte mit einer persönlichen Anekdote zur Messe, die eine überregionale Ausstrahlung genieße und im Gespräch mit dem Präsidenten des veranstaltenden Vereins Bodoni-Clubs, Urs Heinz Aerni, gab der aus Stralsund angereisten Ehrengast Fred Lautsch zu, dass das Meer schon immer für seine Kunst die wichtigste Inspiration war. Auch wenn er der Bodensee groß und schön findet, ersetzt dieser die Ostsee doch noch nicht ganz.
Ein lauter Applaus wurde vom Publikum dem Gründer dieser Messe, Beat Brechbühl, gezollt, den er winkend entgegennahm. Die Eröffnungsrede des Schauspielers Hanspeter Müller-Drossaart war eigentlich eine wortwuchtige Laudatio für die Druck- und Buchkunst, so dass viele Ausstellende den Text gedruckt haben möchten. Die Rede kann auf der Messe-Webseite nachgelesen werden.
Erfreuliche Resonanz der Medien
Diese Medien waren vor Ort oder berichteten über die Messe (Liste unvollständig):
Thurgauer Zeitung
Untersee Nachrichten
Frauenfelder Nachrichten
Frauenfelder Woche
Wyfelder, Weinfelden
Bote vom Untersee und Rhein, Steckborn
Gilde Gutenberg Blog
Kulturfernsehen ARTTV
Deutschlandfunk
Thurgauer Zeitung
Mittelländische Zeitung, Düdingen
Magazin Berg.Link, Berlin
Kulturmagazin Saiten
Das Organisationsteam besteht aus Esther Menzi, Karin Gubler, Predrag Tatalovic, Percy Penzel, Stefan Rutishauser, Sonja Feuz, Urs Heinz Aerni, Berrit Fuhrmann-Stiehler und Monika Oertner.
Kontakt:
Esther Menzi, OK HPM: menzi.es@bluewin.ch, Telefon: 0786075512
Urs Heinz Aerni, Präsident Bodoni-Club: ursaerni@web.de Telefon: 0764545279
Website: www.buch-und-druckkunst-messe.ch
Facebook: https://www.facebook.com/hpmfrauenfeld
Ein Dank für Unterstützung und Sponsoring geht an:
Lotteriefond des Kantons Thurgau, Regio Frauenfeld Kulturpol, Genossenschaft Eisenwerk Frauenfeld, Stadt Frauenfeld, Thurgauer Kantonalbank, Hilzinger AG Frauenfeld, ShowLight AG Frauenfeld, Staufer & Hasler Architekten Frauenfeld
Frauenfeld im November 2022