von: Urs Heinz Aerni
10. November 2014
Leserin mit Buchkunst von Buch-Einband-Kunst aus Freiburg i. Br., im Hintergrund der Stand von Edition Schwarzdruck aus Gransee (D) © uha
Die Frauenfelder Buch- und Druckkunst-Messe ging als internationale Werkschau von Büchern, Gestaltung, Drucken, Einbänden und Papieren zum 12. Mal in Frauenfeld über die Bühne. Auf der Messe, die in zwei Hallen im historischen Eisenwerk in Frauenfeld stattfand, präsentierten sich alte Handwerke im Bereich Druck und Papier und zeigen zeitgenössische, künstlerische Anwendungsmöglichkeiten von Bleisatz, Handpressendruck, Kupfertiefdruck, Handbuchbinderei, Holz- und Linolschnitt, Typografie, Papierschöpfen, Papierkunst, Druckkunst und Künstlerbuch. Aber auch Verlage mit Belletristik, Lyrik, Sach- und Kunstbuch waren vertreten, so die Dahlemer Verlagsanstalt aus Berlin, Kinzelbach Verlag aus Mainz und zum ersten Mal der Bucher Verlag aus Hohenems. Wiederum präsentierte der Verein der unabhängigen Verlag der Schweiz, SWIPS, ihre Neuerscheinungen.
Beeindruckter Stadtpräsident
Am Eröffnungs-Aperitif mit Gründer und Initiant Beat Brechbühl, dem Vorstand des Trägervereins Bodoni Club betonte der Stadtpräsident von Frauenfeld, Carlo Parolari, wie es beeindruckend sei, diese Welt rund um Buch, Papier und Schriftkunst und regte an, weiterhin mit Leidenschaft dran zu bleiben, indem man neben dem Offsetdruck, Siebdruck, Tief- und Hochdruck dem Erfolgsdruck Paroli bietet. Beat Brechbühl überreichte dem Kommunalpolitiker Gemeinschaftswerke der Aussteller aus vergangenen Messen als Geschenk.
Nicht nur sehen…
Viele der Aussteller führten ihre Kunst live am Stand vor, wozu zuvor mitunter tonnenschwere Maschinen in die Werkhalle manövriert wurden. Die Besucher und Besucherinnen waren eingeladen, den Arbeiten zuzusehen, zu staunen, zu riechen, zu fühlen und mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. Am Freitag ließ sich eine ganze Schulklasse am Stand des Ehrengastes Ingo Cesaro mit der „Neuen Cranach Presse“ aus Kronach (Deutschland) zeigen, wie Poesie entsteht und auch gleich gestaltet werden kann.
International aber mit Auswirkungen des Deutschen Bahnstreiks
Laut Aussteller gingen auch die Verkäufe erfreulich gut: alte und neue Bücher, Handpressendrucke, Einblattdrucke, Alben und Kassetten, Marmor- und Künstlerpapiere, hand- und maschinengeschöpftes Bütten, Kunst und Kleinkunst, Karten und Geschenke. Die Aussteller und Ausstellerinnen reisten aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Liechtenstein, Irland, Japan und der Schweiz zur Messe nach Frauenfeld an, und dies teilweise seit Jahren und Jahrzehnten. Der Streik bei der Deutschen Bahn spürte man auch hier, denn ein Aussteller aus Leipzig konnte deswegen nicht dabei sein und ein anderer traf mit Verspätung ein.
Die «Schwarze Kunst» – so nennen die Handpressendrucker ihr Gewerk, inspiriert von der Farbe ihrer Fingerspitzen – findet aber auch beständig neue Adepten, die mit frischen Gestaltungs- und Anwendungsideen das alte Handwerk lebendig halten.
Stabilität statt Wachsstumsdruck
Laut Veranstalter sei man erfreulich über den Besucheraufmarsch überrascht worden, da die Herbstsonne vielleicht ein Hindernis hätte werden können: „Wir reden auch nicht jedes Mal von einem Besucherrekord, denn uns ist langfristige Qualität und Stabilität wichtig“, so ein Vorstandsmitglied vom Trägerverein und Mitorganisator Bodoni Club. Die nächste Messe soll wieder im Jahr 2016 im Eisenwerk in Frauenfeld wieder ein Treffpunkt für Menschen sein, die Schrift, Papier und schöne Bücher lieben.
pd
Hier können Sie das ganze Programmheft herunterladen…
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